Rezension

Dann bleib ich eben sitzen! | Thorsten Steffens

2. April 2019
Dann bleib ich eben sitzen!

Inhalt

Die Noten des sechzehnjährigen Tims auf seinem Halbjahreszeugnis sehen alles andere als rosig aus, was prompt zu Streitereien mit seiner Mutter führt, die sich im Eifer des Gefechts zu den Worten „Wenn du dieses Schuljahr wieder sitzenbleibst, kannst du zu Papa ziehen!“ hinreißen lässt. Allerdings hat dieser Satz genau den gegenteiligen Effekt, denn anstatt sich in der neuen Schule aufs Lernen zu konzentrieren, fasst Tim einen aberwitzigen Plan: Er wird dieses Schuljahr absichtlich sitzenbleiben, dann hat das Genörgel endlich ein Ende. Ein halbes Jahr lang nur chillen, Witze auf Kosten der nervigen Lehrer und weder Hausaufgaben machen noch lernen, klingt super. Das gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht, denn Tim muss schon bald erkennen, dass die neuen Mitschüler doch ganz nett sind und es auf Dauer ziemlich anstrengend ist, sich dumm zu stellen.

Erster Satz

Zeugnisvergabe.

Eigene Meinung

„Dann bleib ich eben sitzen!“ ist ein Jugendbuch aus der K.L.A.R.-Reihe des Verlages an der Ruhr, deren Konzept mit dem Motto „Kurz – Leicht – Aktuell – Real“ mir bisher unbekannt war, ich aber sehr spannend finde. Denn die authentischen Geschichten richten sich thematisch direkt an die Jugendlichen, in dem Bestreben deren Lust fürs Lesen zu wecken und zu fördern.

Die Bücher dieser Reihe zeichnen sich besonders durch die vereinfachte Sprache in kürzeren Sätzen, viel wörtlicher Rede sowie größere Schrift, die Thematisierung aktueller für Schüler interessante Sachverhalte sowie einen geringeren Umfang aus. Dadurch wird die Konzentrationsfähigkeit nicht überstrapaziert und es stellt sich zugleich ein schneller Leseerfolg ein. Die Themen sind oft sehr nah an der Lebenswelt der Jugendlichen orientiert, wo auch diese Geschichte keine Ausnahme bildet, denn darin geht es schwerpunktmäßig um Versetzung, Leistungsdruck und Berufswahl. 

Der Protagonist der Erzählung, der 16-jährige Tim, bekommt zum Halbjahr abermals ein schlechtes Zeugnis ausgehändigt, was zu Hause für dicke Luft sorgt. Seine Mutter wünscht sich von ihm, er würde sich mehr anstrengen, doch Tim hat weder Lust auf Schule und die andauernde Fragerei nach seinen Plänen für die Zukunft noch auf den anstehenden Umzug nach Köln, wo seine Mutter eine neue Stelle hat. Als er nach einem Streit beschließt absichtlich sitzen zu bleiben, um zu seinem Vater ziehen zu können, geht das Chaos erst richtig los. 

Es ist herrlich amüsant zu lesen, wie Tim in seiner neuen Klasse alles daran setzt, sich bei den Lehrern möglichst schnell unbeliebt zu machen, jeden Test zu versieben und eine schlechte Note nach der anderen zu kassieren. Von außen betrachtet wirkt es wie sein Aufbegehren in einer schnelllebigen Zeit, wo sich alles an Leistung orientiert und man als Schüler am besten schon in der fünften Klasse wissen sollte, welchen Weg man in der Zukunft einschlagen möchte.

Es beginnt als pubertäre Störrigkeit eines eigentlich klugen Kopfes, der sich abseits der Schule weiterhin rührend um seine Schwester Kati mit Down-Syndrom kümmert. Dank der Hilfe eines Mädchens, eines guten Freundes und einer respekteinflößenden Lehrkraft entwickelt es sich zu einer mitreißenden Erzählung über das Bezwingen der Tücken des Erwachsenwerdens samt ihrer Stolpersteine.

Fazit

„Dann bleib ich eben sitzen!“ ist ein fesselnd geschriebener Roman für jugendliche Lesemuffel, der auf seinen knapp 120 Seiten die direkt aus dem Leben gegriffene Geschichte eines 16-jährigen Jungen erzählt. Er sieht sich mit den typischen Herausforderungen des Älterwerdens konfrontiert, wie etwa dem schulischen Leistungsdruck und der damit zusammenhängenden Frage nach der beruflichen Zukunft. Dabei verliert er weder seinen herrlichen Humor noch sein Mitgefühl.


DANN BLEIB ICH EBEN SITZEN!

Autor: Thorsten Steffens
Seitenzahl: 120
Erschienen: 11.03.2019
Verlag: Verlag an der Ruhr
ISBN: 978-3-834-64060-4
Preis: 5,00 €


Herzlichen Dank an Thorsten Steffens für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Kathiduck

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4 Comments

  • Reply Der Duft von Büchern und Kaffee 2. April 2019 at 16:57

    Huhu Kathi,
    der Verlag sagte mir bis eben noch gar nichts. Ich finde das Konzept aber schon sehr ansprechend. Vor einigen Jahren habe ich im Krankenhaus Kindern etwas vorgelesen. Mir ist dabei auch aufgefallen, dass viele Kinder gar kein Interesse mehr an Geschichten haben. Viel lieber wollen sie etwas anderes machen. Dass die Geschichten hier so ausgelegt sind, dass sie Jugendlichen einen leichteren Zugang zur Story ermöglichen, indem auf Seitenzahl, Schreibstil und vor allem auch ansprechende Thematik wertgelegt wird, finde ich sehr gut. Auch das, was du über dieses spezielle Buch schreibst, hört sich sehr ansprechend an. Vielen Dank für diese interessante Buch- und auch Verlagsvorstellung.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    • Reply Lesendes Federvieh 7. April 2019 at 11:03

      Hallo liebe Tanja,

      vielen herzlichen Dank! Wow, ich finde es toll, dass du Kindern im Krankenhaus vorgelesen hast! Ich bin tatsächlich auch nur darauf aufmerksam geworden bzw. darauf gestoßen worden, weil mir der Autor selbst das Konzept vorgestellt hat, von dem das Zwerghuhn bereits den humorvollen Roman für Erwachsene mit dem Titel "Klugscheißer Royal" gelesen hat. Die Idee, Geschichten für jugendliche Lesemuffel zu konzipieren, um ihnen so die Lust am Lesen zu vermitteln, finde ich richtig klasse. Besonders kurze Umfang der Erzählung, die nichtsdestotrotz viel Inhalt enthält, ist dabei super. Ich finde es wirklich schade, dass junge Menschen heutzutage scheinbar nicht mehr so viel Interesse an Büchern haben, deshalb ist das Konzept dieses Verlages und natürlich "Dann bleib ich eben sitzen!" eine geniale Initiative, dieser Entwicklung wenigstens ein kleines bisschen entgegenzuwirken. 🙂

      Ganz liebe Grüße,
      Kathi

  • Reply Livia 4. April 2019 at 9:50

    Oh nein, mein Kommentar wurde gefressen, das passiert mir immer, wenn ich die Seite vergesse, vor dem Kommentieren neu zu laden und wenn der Tab schon ein wenig länger offen ist. Doof. Also noch einmal:

    Als Teenie habe ich solche Bücher über andere Jugendliche, Aussteiger, Süchtige, Randständige, pseudo-Philosophen über alles geliebt, die Schulbibliothek leergelesen und mir auch immer solche Bücher gekauft, weil diese eher dünnen Taschenbücher einfach billiger waren, als die grossen, dicken, neuen Hardcover. Es stehen immer noch so viele dieser Bücher da: "Asphalt Tribe", "No Exit", "Dann bin ich eben weg", "Täglich die Angst" usw…

    Nun fühle ich mich gleich wieder jung 🙂

    Wie schön, dass der Verlag mit dieser Reihe versucht, Jugendliche direkter anzusprechen und zum Lesen zu bewegen, hoffentlich finden so viele den Zugang zum gedruckten Wort. Super auch, dass dir das Buch gefallen hat, das ist ja immer in sehr gutes Zeichen, da du nicht mehr direkt zum Zielpublikum gehörst 😉

    Alles Liebe an dich
    Livia

    • Reply Lesendes Federvieh 7. April 2019 at 11:10

      Hallihallo liebe Livia,

      och nein das mit der Kommentarfresserei ist ja richtig doof! Ich bin da mittlerweile auch so paranoid geworden, dass ich den getippten Text immer nochmal zur Sicherheit kopiere, damit mein Getippse ja nicht unveröffentlicht verschwindet.

      Ahhh ja diese Bücher kenne ich auch!! Ich habe es mir "früher" auch immer zweimal überlegt, ob ich ein Hardcover wirklich kaufe, weil das für jugendliches Taschengeld echt nicht gerade günstig ist. Manchmal ging für ein Buch schon das Geld für einen ganzen Monat oder mehr drauf. Indem dieser Verlag die thematisch ansprechenden Geschichten für einen budgetangepassteren Preis verkauft, greift hoffentlich der ein oder andere Jugendliche mehr zu diesen Büchern! 🙂

      Allerliebste Grüße,
      Kathi

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