Rezension

Das Juliusspital – Ärztin aus Leidenschaft | Claudia & Nadja Beinert

17. September 2020
Das Juliusspital Ärztin aus Leidenschaft

Inhalt

Würzburg, 19. Jahrhundert: Bankierstochter Viviana Winkelmann fehlt es in ihrem herrschaftlichen Zuhause an nichts, doch als sie sich unstandesgemäß verliebt und schwanger wird, muss sie das Stadtpalais verlassen, um das Kind in einem Kloster zur Welt zu bringen. Als Viviana es nicht über das Herz bringt, ihre kleine Tochter Ella zurückzulassen, flieht sie gemeinsam mit ihr in das Armenviertel von Würzburg, wo Viviana alles daransetzt sie beide über Wasser zu halten. Als Gehilfin in der Apotheke des renommierten Würzburger Juliusspitals kommt sie verstärkt mit der Medizin in Berührung und entdeckt darin ihre Leidenschaft. Doch zur Verwirklichung ihres Traumes als Ärztin zu arbeiten ist es ein steiniger Weg mit zahlreichen Hindernissen.

Erster Satz

Nur einen halben Tag war es her, dass ihre Kindheit jäh zu Ende gegangen war.

Eigene Meinung

Mein Faible für medizinhistorische Romane ist mittlerweile ein fester Bestandteil meiner Leseroutine geworden, weshalb „Das Juliusspital – Ärztin aus Leidenschaft“ natürlich ebenfalls nicht fehlen durfte.

Auf knapp 600 Seiten entfalten Claudia und Nadja Beinert einen mitreißenden Reihenauftakt, welcher Würzburg im 19. Jahrhundert dank der historischen Detailverliebtheit, den gut ausgearbeiteten Charakteren und den herzerwärmenden eingestreuten Dialektbrocken lebendig werden lässt. Durch die Wahl der wechselnden Erzählperspektiven gewinnt die Erzählung zusätzlich an Tiefe sowie Facettenreichtum und entwickelt zudem eine süchtigmachende Sogwirkung.

Dabei beeindruckt die Geschichte mit einer starken Frauenfigur, die sich trotz zahlreicher Widrigkeiten nicht unterkriegen lässt und für ihre Träume kämpft. Weder ihre außereheliche Schwangerschaft, das damit verbundene Verstoßenwerden durch die Familie und ihr Status als Alleinerziehende noch die brüderlichen Intrigen und Rückschläge können Viviana von ihrem Weg abbringen.

Mein kleines Highlight waren jedoch die medizinischen Forschungen, die sehr anschaulich geschildert werden und einen eingehenden Einblick in die Schaffenszeit Rudolf Virchows am Würzburger Juliusspital geben. Die stellenweise sehr wissenschaftlich detaillierte Passagen über die Syphilis- und Zellforschung sowie die zunehmende Bedeutung des Mikroskops oder auch die Sektionsszenen habe ich förmlich verschlungen, allerdings sollten dafür ein gewisses Grundinteresse sowie ein stabiler Magen vorhanden sein.

Besonders spannend finde ich auch das Nachwort, in welchem die beiden Autorinnen Einblicke in ihre persönlichen Hintergründe zu der Geschichte sowie der historischen Details geben.

Fazit

Wer auf der Suche nach einem historisch sehr fundierten, mitreißenden Roman mit einer starken Frauenfigur ist, der wird mit „Das Juliusspital – Ärztin aus Leidenschaft“ eine große Freude haben. Neben gut ausgearbeiteten Charakteren beeindruckt es mit eingehenden Einblicken in die medizinwissenschaftlichen Errungenschaften Würzburgs Ende des 19. Jahrhunderts.


DAS JULIUSSPITAL – ÄRZTIN AUS LEIDENSCHAFT

Autorinnen: Claudia & Nadja Beinert
Reihe: Juliusspital (Bd. 1)
Seitenzahl: 576
Erschienen: 04.05.2020
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-52376-6
Preis: 9,99 €


Herzlichen Dank an den Knaur Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Kathiduck

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