Rezension

Der Sommer mit Ellen | Agnete Friis

14. Juni 2020
Der Sommer mit Ellen

Inhalt

Als Jakob einen Anruf von seinem betagten Großonkel Anton bekommt, ist ihm klar, dass er zurück nach Ostjütland zur Farm seiner Onkel reisen muss. Er soll den beiden helfen, Ellen aufzuspüren, die einst einfach verschwand. Jakob taucht ein in eine Vergangenheit, dem Sommer mit Ellen, die er bisher verdrängt hatte. Doch nun, fast vierzig Jahre später, holen ihn die Ereignisse ein…

Erster Satz

Es brannte kein Licht.

Eigene Meinung

Kraftvoll und realistisch erzählt Agnete Friis aus Sicht von Jakob was während des Sommers mit Ellen so alles geschah. Atmosphärisch dicht fängt sie die Enge und das schwere Leben der Dorfbewohner in den späten 1970 iger Jahren ein. Sie nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und schildert diese Zeit auf dem Land genau so wie sie war, entbehrungsreich und teilweise recht derb. Das spiegelt sich auch an manchen Stellen in ihrer Wortwahl wider, was die Handlung richtig lebendig macht.

Allerdings musste ich mich erst in den Rhythmus der Geschichte einfinden, denn zu Beginn lies die Autorin noch so einiges im Nebel. Stück für Stück lichtet sich die Handlung, die eine absolut gelungene Mixtur aus Kriminalfall und Gesellschaftsporträt ist. Diese unaufgeregte, fast schon distanzierte Abhandlung der Geschehnisse hat mir sehr gut gefallen. Gerade durch die beiden Zeitebenen, dem 15 jährigen Jakob auf der einen Seite und dem über fünfzigjährigen beruflich erfolgreichem Erwachsenen heute lassen das Erzählte aus völlig unterschiedlichen Perspektiven und Sichtweisen zu einem gelungenen Ganzen verschmelzen.

Die Autorin erzählt wunderbar locker und geradeheraus. Dadurch schafft sie es, die Stimmungen, Gefühle und verdrängte Erinnerungen einzufangen. Fast schon wie ein Tatsachenroman, der das Verschwinden zweier junger Frauen aufarbeitet. Schnörkellos mit einem großen Potential zum Nachdenken, ist dieser Roman einfach richtig gut. Kein Wunder, dass „Der Sommer mit Ellen“ 2018 als bester dänischer Roman nominiert wurde.

Fazit

Vielschichtiger Mix aus Krimi und Sozialstudie


DER SOMMER MIT ELLEN

Autorin: Agnete Friis
Originaltitel: Sommeren med Ellen
Übersetzung: Thorsten Alms
Seitenzahl: 335
Erschienen: 30.04.2020
Verlag: Eichborn
ISBN: 978-3-8479-0048-1
Preis: 22,00 €


Herzlichen Dank an die Bloggerjury für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Zwerghuhn

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2 Comments

  • Reply Livia 4. Juli 2020 at 22:42

    Heyhey, schon wieder ich 😉

    Das Buch sieht nicht nur toll aus, deine Worte machen auch sofort Lust nach dieser Geschichte. Das klingt nämlich nach einem atmosphärischen, bewegenden Sommerroman. Ich wollte eigentlich aktuell keine neuen Bücher hier einziehen lassen, aber das Buch hätte ich am liebsten sofort hier… Mal sehen 😉

    Ganz liebe Grüsse
    Livia

    • Reply Lesendes Federvieh 6. Juli 2020 at 20:52

      Hallo Livia,
      das freut mich riesig, dass dir meine Buchauswahl gefällt. „Ein Sommer mit Ellen“ ist genau wie du es geschrieben hast, ein toller atmosphärischer Sommerroman – und für mich als absoluter Dänemarkfan einfach ein kleines Stückchen Urlaub dazu.

      Viele liebe Grüße
      Zwerghuhn

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