Rezension

Der Widersacher | Emmanuel Carrère

10. Januar 2019

Inhalt

Jean-Claude Romand führt ein bürgerliches Leben, wie alle anderen auch. Er wird von seinen Freunden und Nachbarn wegen seiner erfolgreichen Karriere, seiner Intelligenz und seinem Wesen geschätzt. Als er plötzlich seine Frau, seine Kinder und seine Eltern ermordet, fallen alle aus den Wolken und glauben zunächst nicht an seine Schuld.

Erster Satz

Luc Ladmiral wurde am Montagmorgen kurz nach vier durch einen Anruf von Cottin, dem Apotheker von Prévesin, geweckt.

Eigene Meinung

Der Autor Emmanuel Carrère interessiert sich für diesen spektakulären Fall und beginnt mit seiner Recherche. Er trägt alle Fakten Stück für Stück, wie Puzzleteile zusammen und scheut auch nicht davor zurück, mit dem Mörder in Kontakt zu treten, um dessen Geschichte so authentisch wie möglich wiederzugeben. 

Entstanden ist eine interessante und spannende Aufarbeitung der Tat und deren Hintergründe, bei der mir nicht vordergründig die Tat das Blut in den Adern gefrieren ließ, sondern die Tatsache, wie einfach es ist, unzählige Menschen aus dem allernächsten Umfeld jahrzehntelang zu täuschen. Das machte mich beim Lesen wirklich fassungslos, wie man einen Lebenslauf erfinden kann und keiner etwas in Frage stellt und wie leicht es ist den Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen.

All das und wie es schließlich für Romand als Ausweg nur noch das Morden gab, beschreibt der Autor präzise, klar und schonungslos. Er verschweigt dabei auch nicht seine Probleme und Zweifel, die er während seiner Schreibphase hatte. Ein Psychothriller der etwas anderen Art, nämlich einer, den das Leben schrieb.


DER WIDERSACHER

Autor: Emmanuel Carrère 
Originaltitel: L’Adversaire
Übersetzung: Claudia Hamm
Seitenzahl: 195
Erschienen: 08.08.2018
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
ISBN: 978-3-95757-612-5
Preis: 22,00 €


Zwerghuhn

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