Rezension

Die Ärztin – Eine unerhörte Frau | Sabine Fisch

26. März 2020
Die Ärztin - Eine unerhörte Frau

Inhalt

Berlin, 1908: Die junge Amelie von Liebwitz, Tochter eines Arztes und einer Hebamme, hat seit ihrer frühen Kindheit den Traum später einmal Ärztin zu werden. Als erste Frau in Berlin nimmt sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Felicitas das Studium der Medizin auf. Ihr Geschlecht, gepaart mit dem ungebrochenen Ehrgeiz und dem offenkundigen Talent, sorgt bei den männlichen Kommilitonen wie Professoren für reichlich Protest und Anfeindungen. Dennoch lässt Amelie sich nicht von ihrem Bestreben abbringen, bis ihre Liebe zur Medizin durch einige Schicksalsschläge auf eine harte Probe gestellt wird.

Erster Satz

Dr. Amelie von Liebwitz stieg mit raschen Schritten die wenigen Stufen zum Haupteingang des Unterrichtsministeriums in Wien hinauf.

Eigene Meinung

Frauen in der Medizin und das in historischem Kontext finde ich immer höchstspannend, weshalb ich „Die Ärztin – Eine unerhörte Frau“ unbedingt lesen wollte.

Amelie von Liebwitz eckt an. Mit ihrer lauten, lebensfrohen Art, ihrem eisernen Willen als Frau Medizin zu studieren und ihrem damit verbundenen immerwährenden Kampf sich gegen die männlichen Kollegen durchzusetzen. Auch ich hatte es nicht immer leicht mit der extrovertierten jungen Dame, die nicht viel von Konventionen hält. Sie ist mit ihrer Sprunghaftigkeit und ihrer Direktheit ein eher speziellerer Charakter, aber dennoch habe ich sie im Laufe der Geschichte ins Herz geschlossen.

Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts und besonders das gesellschaftliche Leben wird nicht nur anhand der authentischen Schilderung lebendig, sondern beginnt bereits bei dem sprachlich angepassten Schreibstil. Einige beinahe schon übertrieben hochgestochene Begrifflichkeiten wie etwa „derer von Wallersdorf“ waren zunächst etwas ungewohnt, fügen sich jedoch gut in die damalige Zeit und haben sich auch recht bald problemlos in den Lesefluss integriert.

Während des Lesens hatte ich jedoch beinahe den Eindruck, als hätte Sabine Fisch den Roman nicht chronologisch geschrieben, sondern die einzelnen Teile der Erzählung Stück für Stück zusammengefügt. Das bietet sich bei der Erzählweise in Rückblenden natürlich prinzipiell an. Allerdings habe ich es als höchst störend empfunden Charaktere, die schon wiederholt handlungsrelevant mitten im Geschehen dabei waren, erneut vorgestellt zu bekommen und das mitunter mehrmals. Teils waren das nur beschreibende Nebensätze, aber diese überflüssigen Wiederholungen haben ausgereicht, um für Stirnrunzeln und einen faden Beigeschmack zu sorgen. Vor allem, wenn es sich dabei um tragende Protagonisten der Geschichte handelt, wie den besten Freund im Kollegium oder den größten Rivalen seit Studienbeginn.

Neben dieser stilistischen Komponente hat die Erzählung in meinen Augen auch inhaltlich einige Schwachstellen, da manche Abzweigungen in der Handlung doch zu konstruiert wirkten. Das ist bei den Romanzen mit den beiden angehenden Starmusikern, die natürlich jeweils beide genau auf Amelie aufmerksam werden, wie auch bei ihrem Lehrstuhlangebot in der näheren Gegenwart der Fall.

Was mir hingegen sehr gut gefallen hat, ist die ausführliche Beschreibung der medizinischen Themen. Man ist nicht nur Teil von Amelies Studium und bekommt dort einen tatsächlichen Einblick in die Vorlesungen und die Präparierkurse, sondern steht auch im Operationssaal an ihrer Seite. Dabei gelingt es Sabine Fisch eine gute Balance zwischen medizinischem Informationsgehalt und authentischer Schilderung zu finden, sodass auch Laien ohne Magenflattern auskommen werden.

„Die Ärztin – Eine unerhörte Frau“ ist ein trotz einiger Schwachstellen durchaus lesenswerter medizinhistorischer Roman über eine junge Arzttochter, die in die Fußstapfen ihres Vaters treten möchte und sich im Studium als erste Frau gegenüber ihren männlichen Kollegen und Dozenten mit ihrer eigenwilligen Art zu behaupten versucht.


DIE ÄRZTIN – EINE UNERHÖRTE FRAU

Autorin: Sabine Fisch
Seitenzahl: 400
Erschienen: 20.01.2020
Verlag: atb
ISBN: 978-3-7466-3573-6
Preis: 10,00 €


Herzlichen Dank an den Aufbau Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Kathiduck

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2 Comments

  • Reply wolfgang weiland 27. März 2020 at 10:35

    klingt sehr interessant, danke…

    • Reply Lesendes Federvieh 27. März 2020 at 18:46

      Freut mich, dass ich dich auf das Buch neugierig machen konnte! 🙂

      Viele Grüße,
      Kathi

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