Rezension

Die Ärztin – Stürme des Lebens | Helene Sommerfeld

29. Dezember 2018
Die Ärztin - Stürme des Lebens

Inhalt

Fernab ihrer einstigen Heimat Berlin lebt die junge Ärztin Ricarda 1890 mit dem Brauereierben Georg und ihrer Tochter Henny in München ein beschauliches Leben, wenngleich ihr einige Steine in den Weg gelegt werden und besonders ihre männlichen Kollegen sie auch nach der Eröffnung ihrer eigenen Praxis nicht ernst nehmen. So läuft Ricarda gegen Mauern, als eine Diphteriewelle München erfasst und der sogenannte „Würgeengel“ Hunderte von Kinderleben fordert und ihre Kollegen das neue Heilmittel Emil von Behrings für schwachsinnig abtun. Dennoch kämpft sie für ihre Überzeugung und ihre Patienten, bis ein gut gehütetes Geheimnis aus der Vergangenheit Ricardas Lebensweg erneut stark verändert und sich bis auf die nächste Generation auswirkt.

Erster Satz

Rosen, rot wie die Leidenschaft, waren offenbar verpönt.

Eigene Meinung

Erzählte der erste Band der Ärztin-Saga, „Das Licht der Welt“, noch ziemlich locker und leicht von der heranwachsenden Gärtnerstochter Ricarda, die als Mündel einer der ersten weiblichen Ärztinnen Berlins ihre Liebe zur Medizin und später einem angehenden Arzt entdeckt, herrscht in Band zwei, „Stürme des Lebens“, ein wesentlich ernsterer Ton.

Denn Ricarda ist älter und reifer geworden, als Mutter, Ehefrau und approbierte Ärztin kämpft sie trotz ihres liberalen Ehemanns Georg um ihr Recht, im konservativen München praktizieren zu dürfen. Zugegebenermaßen hat es ein wenig gedauert, um mich in die Geschichte einzufinden, denn ich konnte Ricardas Entscheidung ihre Verlobung mit Siegfried zu lösen ohne ihm eine Erklärung zu liefern und nur wenige Tage später einen anderen Mann zu heiraten, schlichtweg nicht nachvollziehen. Irgendwann musste ich mir dann aber doch eingestehen, dass Georg ihr wirklich gut tut und München jede Menge neue Herausforderungen für Ricarda bereithält.

Es ist bewundernswert und abscheulich zu gleich, wie sie als fertig studierte Ärztin mit abgeschlossener Dissertation dennoch über mehrere Instanzen hinweg darum kämpfen muss, ihr Handwerk praktisch ausüben zu dürfen. Ricarda ist besser als die meisten ihrer männlichen Kollegen, aber das Ungleichgewicht der Geschlechter ist zur damaligen Zeit noch vorherrschend. Es sollten erst einige weitere Jahre vergehen, bis ihre Tochter Henny sich in Berlin als Frau für das Studium der Medizin einschreiben durfte und den Verlauf der Geschichte zunehmend beherrscht.

Dabei lernt sie einen jungen Mann kennen, der sich innerhalb kürzester Zeit in ihr Herz schleicht und doch ist die Beziehung der beiden ein furchtbares Unrecht, beruhend auf dunklen Geheimnissen, die zum Schutz einiger Beteiligten unter den Tisch gekehrt wurden. Ich weiß nicht, ob es an dem geschickt ablenkenden Schreibstil lag, aber erst kurz vor der Auflösung ist bei mir das entscheidende Licht aufgegangen, das mich aufkeuchen ließ, als ich die Beziehung und deren Folgen in allen Tragweiten realisierte.

Abrupt wie schockierend war auch das Ende, bei dem ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass die Reihe „Die Ärztin“ rund um Ricarda und ihre Familie schon vorbei sein soll. Es sind noch so viele Fragen offen, so viele Konflikte ungelöst! Deshalb musste ich gleich einmal im Verlagsprogramm stöbern, wo mir sogleich ein riesiger Stein vom Herzen gefallen ist, als ich das hübsche orangefarbene Cover von „Die Ärztin – Die Wege der Liebe“ entdeckt habe, dessen Erscheinungstermin jetzt natürlich fett im Kalender steht.

Fazit

„Die Ärztin – Stürme des Lebens“ ist die Fortsetzung des Historiendramas rund um die Ärztin Ricarda Thomasius, die gegen die Ungerechtigkeiten des Lebens und der gesellschaftlichen Missstände kämpft.

Ricarda Thomasius

DIE ÄRZTIN – STÜRME DES LEBENS

Autorin: Helene Sommerfeld
Reihe: Ricarda Thomasius (Bd. 2)
Seitenzahl: 624
Erschienen: 20.11.2018
Verlag: Rowohlt
ISBN: 978-3-499-27400-8
Preis: 9,99 €


Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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