Rezension

Die Farbe des Nordwinds | Klara Jahn

15. April 2021

Inhalt

Eine Hallig in der Vergangenheit: Arjen Martenson, ein kluger Junge, bekommt durch den Pastor die Möglichkeit Bildung zu erlangen. So verlässt er in jungen Jahren die Hallig, um zu lernen. Jahre später kommt er als Lehrer zurück auf die Hallig. Fortan kämpft er unermüdlich für einen besseren Halligschutz.

Eine Hallig in der Gegenwart: Ellen beschließt nach einer gescheiterten Beziehung und nachdem sie auch noch ihren Job verloren hat, als Lehrerin auf die Hallig zurückzukehren, auf der sie sich vor zwanzig Jahren so wohl gefühlt hatte. Doch nicht alle sind begeistert von dieser Idee.

Erster Satz

Die alten Friesen glaubten, dass die Kinder aus der Tiefe des Meeres kommen und die Eltern sie aus den Fluten ziehen.

Eigene Meinung

Während eines Urlaubs in Schleswig-Holstein besuchte ich das erste Mal die Hallig Hooge. Und das genau einen Tag nachdem ich Sylt erkundet hatte. Welch ein Unterschied! Dort Rummel, hier Ruhe und Beschaulichkeit. Gleichzeitig wurde mir aber ziemlich schnell bewusst, wie trügerisch dieses vermeintliche Idyll tatsächlich ist, denn die Nordsee ist kein harmloses Planschbecken, die gefährlichen Halligfluten sprechen Bände. Trotzdem habe ich den Tag auf der Hallig genossen. Deshalb musste ich natürlich unbedingt „Die Farbe des Nordwinds“ von Klara Jahn, einer österreichischen Autorin lesen. Da sie ja, wie ich auch, kein Nordlicht ist, war ich gespannt, wie und in welche Geschichte sie die norddeutschen Halligen einbettet.

Super, wie ich finde. Durch ihre anschaulichen und präzisen Landschaftsbeschreibungen hatte ich die Hallig sofort vor Augen. Ich hörte das Rauschen des Meeres und das Kreischen der Möwen, spürte den kräftigen Wind und roch die salzige, würzige Luft. Vor dieser herrlichen Kulisse spinnt Klara Jahn zwei gelungene Geschichten, die die Situation auf einer Hallig im Gestern und Heute schildern. Im Mittelpunkt stehen dabei die beiden Halliglehrer Arjen Martenson im 19. Jahrhundert, der vehement für einen besseren Küstenschutz kämpft und Ellen, die einen Neustart wagt, um eine neue Heimat zu finden und alsbald ebenso die Wichtigkeit der Zukunft der Halligen erkennt.

Historisch fundiert und absolut spannend geschrieben taucht man in den „Damals“-Kapiteln ein in das entbehrungsreiche, beschwerliche Leben der Halligbewohner, das ständig den Gefahren des Blanken Hans ausgesetzt war. Zweihundert Jahre später ist diese Gefahr zwar immer noch da, die Lebensbedingungen haben sich aber grundlegend geändert. Auch dieser Erzählstrang ist flott und mitreißend geschrieben und sehr unterhaltsam zu lesen.

Fazit

Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen, denn er verknüpft anschaulich und interessant die Welt der Halligen und wie sie sich verändert hat. Ich habe aus jeder Zeile heraus die Begeisterung und Liebe der Autorin für dieses Stück Land inmitten der Nordsee gespürt und genau dieses Gefühl hat sich beim Lesen auch auf mich übertragen. Ich verbrachte 397 wundervolle, kurzweilige Seiten inmitten einzigartiger Natur und ganz besonderen Menschen. Nebenbei konnte ich einiges über Küstenschutz, historische Bauten und Naturschutz lernen.