Rezension

Die verschwindende Hälfte | Brit Bennett

9. Januar 2021
Die verschwindende Hälfte

Inhalt

Der kleine Ort Mallard im ländlichen Louisiana ist etwas ganz Besonderes. Dort wird Tradition und Geschichte großgeschrieben. Die Bewohner jedoch sind stolz auf ihre Kinder, die seit Generationen immer hellhäutiger werden. In diesem Umfeld wachsen die beiden Zwillingsschwestern Desiree und Stella auf, bis sie es dort nicht mehr aushalten. Sie flüchten nach New Orleans, wo sich ihre Wege jedoch trennen. Stella betritt die schillernde Welt der Weißen, während Desiree den schwärzesten Mann heiratet, der ihr begegnet. Erst nach Jahrzehnten könnte ein Wiedersehen der beiden möglich werden…

Erster Satz

An dem Vormittag, als einer der verlorenen Zwillinge nach Mallard zurückkehrte, kam Lou Lebon mit der Nachricht ins Diner gelaufen, und selbst heute noch, viele Jahre später, können sich alle an den Schock erinnern, als der schweißnasse Lou sich durch die Glastüren drängte, schwer atmend, um den Hals herum dunkel angelaufen vor lauter Anstrengung.

Eigene Meinung

Brit Bennett hat einen fulminanten generationsübergreifenden Familienroman geschrieben, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Sie verarbeitet eine Fülle von gesellschaftlich wichtigen Themen in dieser Geschichte, angefangen von Rassismus, von Identitätssuche und der Suche nach einem neuen Leben bis hin zu Freundschaft und Verlust. Sie hält der amerikanischen Gesellschaft den Spiegel vor ohne anklagend zu wirken. Jeder kann zwischen den Zeilen seine Schlussfolgerungen selbst ziehen.

Durch die unterschiedlichen Lebensentwürfe der beiden Vignes -Zwillinge gelingt ihr das perfekt. Alle Charaktere sind messerscharf bis ins kleinste Detail analysiert und skizziert, authentischer geht es fast nicht. Dadurch entsteht eine filmreife Lebendigkeit, die noch verstärkt wird durch ihre komplexen und atmosphärisch dichten Situationsbeschreibungen. Mit einer lockeren, angenehmen und sehr ansprechenden Sprache und genialen Diaologen erzeugt sie eine Sogwirkung, derer man sich nicht entziehen kann. Die zahlreichen Cliffhanger tragen ihrerseits einen großen Anteil dazu bei.

Fazit

„Die verschwindende Hälfte“ ist ein berührender Roman, großartig erzählt von einer Autorin, die genau hinsieht und die Dinge beim Namen nennt ohne zu urteilen.


DIE VERSCHWINDENDE HÄLFTE

Autorin: Brit Bennett
Originaltitel: The Vanishing Half
Übersetzung: Isabel Bogdan & Robin Detje
Seitenzahl: 416
Erschienen: 15.09.2020
Verlag: Rowohlt
ISBN: 978-3-498-00159-9
Preis: 22,00 €


Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für die freundliche Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars über NetGalley!

Zwerghuhn

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2 Comments

  • Reply Sandra 10. Januar 2021 at 18:05

    Huhu,

    dieses Buch liegt auch noch auf meinem SuB. Ich bin gespannt. Man hört ja viel Positives über das Buch.

    Viele Grüße,
    Sandra

    • Reply Lesendes Federvieh 11. Januar 2021 at 16:16

      Liebe Sandra,
      ich wünsche dir ganz viel Freude damit, mir hat es wirklich sehr gut gefallen. Berichte doch gerne, wenn du es von deinem SuB befreit hast!
      Herzliche Grüße,
      Angelika

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