Interview

Geschnatter mit Maja Overbeck über unerwünschte Schmetterlinge, Selfpublishing und das Schreiben

30. Dezember 2019
Maja Overbeck
© Privat

Die Adventszeit mitsamt der täglichen Rätsel und lieben Nachrichten ist vorbei, die obligatorischen weihnachtlichen Pfunde haben es sich auf den Hüften gemütlich gemacht und das Jahresende rückt immer näher. Als Abschluss für ein ereignisreiches 2019 haben wir heute etwas Besonderes für euch: die sympathische Selfpublishing Autorin Maja Overbeck stand uns Rede und Antwort zu ihrem ersten Roman „Schmetterlinge unerwünscht“!

Zuhause ist Maja Overbeck in München, wo sie mit ihrem Mann und ihrem siebzehnjährigen Sohn lebt. Er war es auch, der sie zum Schreiben ihres ersten Buches – einen Elternratgeber zum Thema Pubertät mit dem Titel „I love Teens“– inspiriert hat. Bevor sie das Romanschreiben für sich entdeckt hat, studierte Maja Betriebswirtschaftslehre sowie Psychologie und arbeitete jahrelang im Marketing, u.a. bei der Walt Disney GmbH. Mit „Schmetterlinge unerwünscht“ beweist Maja nun, dass sie neben Sachbuch auch Roman kann.

Für diejenigen, die dein Buch „Schmetterlinge unerwünscht“ noch nicht gelesen haben (und es bald nachholen möchten): Worum geht es in deiner Geschichte und wieso sollte man sie unbedingt lesen?

„Schmetterlinge unerwünscht“ erzählt die Geschichte zweier Freundinnen um die vierzig und ihrer holprigen Suche nach dem (Liebes-) Glück: Gina, deren Leben nach außen hin perfekt scheint, will unbedingt, dass alles so bleibt, wie es ist – obwohl ihr Mann sie mit ihrer Kundin betrügt. Doch dann trifft sie zufällig ihre Jugendliebe Mads wieder, und das Gefühlschaos beginnt. Bei Hannah ist alles anders – aber nicht besser! Ihr unerfüllter Kinderwunsch weckt in ihr das Verlangen, aus ihrem vermeintlich zu mittelmäßigen Leben auszubrechen. Auf der Suche nach Abwechslung verstrickt sie sich prompt in eine Affäre mit ihrem Chef und setzt dabei ihre Ehe und die Freundschaft mit Gina aufs Spiel.  

Es ist eine Liebesgeschichte zwischen München und Hamburg, in der es um Vertrauen und Lügen geht, ums Perfektsein und Loslassen, um krisenfeste Freundschaft – und natürlich um die große Liebe.

Maja Overbeck

Für mich ist das Besondere an meinem Roman, dass er wie aus dem Leben gegriffen ist, ohne Zuckerguss, ohne Klischees und trotzdem voller Gefühle und Herzschmerz. Und die Protagonistinnen haben Ecken und Kanten. Sie könnten deine Freundinnen sein.

Ich finde es klasse, dass deine beiden Hauptcharaktere Gina und Hannah die 40 schon überschritten haben und mitten im Leben stehen. Wie bist du auf diese Idee gekommen? Gibt es vielleicht so etwas wie Vorbilder in der Realität?

Nein, es gibt keine realen Vorbilder. Aber in beiden Figuren spiegelt sich trotzdem viel von dem wider, was ich bei Freundinnen und Bekannten beobachte. So sind Gina und Hannah auch in meinem Kopf entstanden, als zwei „echte“ Frauen – die mit den (Liebes-)Konflikten zu kämpfen haben, die in der Mitte des Lebens halt so aufpoppen. Und ich wollte, dass meine „älteren“ Protagonistinnen nicht weniger lieben und leiden als zwanzigjährige. Ist doch schade, dass sobald die Figuren in einem Roman die Vierzig überschreiten, leidenschaftliche Gefühle meist nur noch mit distanziertem Humor geschildert werden. Das ist in meinem Buch anders! 

Konntest du deine Erfahrungen im Marketing für Ginas Arbeitsalltag verwenden?

Ja klar. Ehrlich gesagt sind die Szenen, die in der Agentur spielen, die realistischsten 😉 

Wie lange hast du an diesem Buch gearbeitet? Hast du dir vorab einen genauen Plan gemacht, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln soll oder hast du deinen Charakteren freien Lauf gelassen?

Für diesen Roman, der ja mein erster war, habe ich ungefähr ein Jahr gebraucht. Das lag vor allem daran, dass ich mich erst habe treiben lassen – und mich das ziemlich in den Urwald geführt hat. Also ich brauche Planung, das habe ich dabei deutlich gelernt! Ich schreibe am besten, wenn ich weiß, wohin ich will. Was nicht heißt, dass es manchmal im Detail dann doch anders kommt. Aber das große Bild brauche ich unbedingt vor Augen.

Wie schwierig ist es ein Buch im Selfpublishing zu veröffentlichen? Welche Aufgaben und Herausforderungen, aber auch Vorteile sind damit verbunden?

Zuerst die Vorteile: Es hat mich regelrecht beflügelt, plötzlich alles selbst in der Hand zu haben. Ich hatte ja mein erstes Buch, ein Sachbuch, im Verlag veröffentlicht. Vor allem, dass es so schnell geht, finde ich am Selfpublishing viel zeitgemäßer. Wenn du im Verlag veröffentlichst, dauert es von der Unterschrift bis zur Veröffentlichung im günstigsten Fall ein Jahr. Bei mir lagen zwischen der Entscheidung selbst zu publizieren und dem Erscheinungstermin 4 Monate. Mit ein bisschen Routine kann es noch schneller gehen. Da ich aus dem Marketing komme, hatte ich auch Spaß daran, neben dem Schreiben plötzlich das ganze Buchprojekt in der Hand zu haben, also Themen wie: Covergestaltung, Tricks und Fallstricke im Amazon-Kindle-Store, wer druckt die Printausgabe, Bloggersuche, Social-Media-Networking usw. All diese Dinge fressen natürlich auch Zeit, die du sonst fürs Schreiben verwendest. Das ist ein Nachteil. Natürlich auch, dass du das Geld für ein gutes Lektorat, Korrektorat und Cover selbst aufbringen musst. Und dass du fast keine Chance hast, in die Regale des klassischen Buchhandels zu kommen.

Schmetterlinge unerwünscht

Inwieweit hast du bei der Gestaltung des Covers ein Mitspracherecht?

Über das Cover entscheidest du im Selfpublishing natürlich selbst. Du suchst dir deinen Designer (falls du es nicht selbst erstellst) und beauftragst ihn nach deinen Vorstellungen.

Hast du in deiner Kindheit beziehungsweise Jugend schon gerne Kurzgeschichten oder Ähnliches geschrieben? Wann hast du entschieden, dass du deine erste Geschichte veröffentlichen möchtest?

Ich habe schon immer gerne geschrieben – wenn auch nicht in Form von Geschichten. Bei mir waren es eher Werbetexte in meinem Marketingjob, mit denen ich meine Leidenschaft ausgelebt habe. Vielleicht hatte ich deshalb auch zuerst die Idee zu meinem Sachbuch, einem Elternratgeber über die positiven Seiten der Pubertät. Das Buch ist allerdings sehr persönlich geschrieben und erzählte Erlebnisse spielen darin eine große Rolle. Nachdem es fertig war, wurde mir bewusst, dass mir der dieser Teil am meisten Spaß gemacht hat. Also beschloss ich einen Roman zu schreiben.  

Wo schreibst du am liebsten? Wie kann man sich deinen Schreibplatz vorstellen?

Ich sitze in einem Sessel, Laptop auf den Knien und schaue raus in die Natur. Für den Geist ist das ganz wundervoll – für den Rücken eher nicht…

In einem Satz: Wie sieht dein normaler Arbeitstag als Autorin aus?

Voll und manchmal viel zu wenig strukturiert. Da muss ich definitiv dran arbeiten (Huch, das waren zwei Sätze!)

Wer darf deine Geschichten zuerst lesen? Familie, Freunde, Autorenkollegen oder anonyme Vorableser?

Am besten eine gute Mischung. „Schmetterlinge unerwünscht“ haben vorab mein Mann, meine beste Freundin, 4 semi-anonyme Freundinnen von Freunden und zwei Autorinnen gelesen.

Hörst du Musik beim Schreiben? Wenn ja, welche?

Beim Schreiben nicht, das lenkt mich zu sehr ab. Aber vor und nach dem Schreiben und zwar solche, die mich in die Stimmung der Geschichte bringt. Die wichtigsten Songs zu „Schmetterlinge unerwünscht“ waren z.B. If I ever get better von Phoenix, Everlong von den Foofighters und Promises von Calvin Harris. Wer Lust hat reinzuhören, den „Soundtrack“ zum Buch gibts hier:

Diese drei Bücher muss man deiner Meinung nach gelesen haben:

Puh, nur drei 😉 ? Okay:

  • Das Geisterhaus von Isabel Allende
  • Harry Potter (alle!, sorry)
  • Das Herzenhören von Jan-Philipp Sendker

Mit welcher Autorin oder mit welchem Autor möchtest du gerne mal ein Selfie machen?

Mit Elena Ferrante 😉

Das war:

Maja Overbeck

Ihr habt noch immer nicht genug von Maja Overbeck? Dann schaut doch gleich mal hier auf ihrer Internetseite vorbei! Neugierig auf „Schmetterlinge unerwünscht“? Dann geht’s mit Klick auf den Titel zu unserer Rezension!


Abschließend möchten wir uns natürlich nochmal ganz herzlich bei Maja Overbeck für die ausführliche Beantwortung unserer Fragen und die interessanten Einblicke zum Thema Selfpublishing sowie den regen Mailaustauch bedanken!

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