Inhalt
Nach der Trennung von seiner Langzeitfreundin Sara fällt es Matjaž schwer, über seine Ex hinwegzukommen. Deshalb fasst er den kühnen Plan, sie wieder für sich zu gewinnen, indem er eine neue Freundin findet und stürzt sich Hals über Kopf in das abenteuerliche Datingleben in Ljubljana. Doch bei jeder einzelnen neuen Begegnung hadert Matjaž mit der für ihn offensichtlichen Tatsache, dass es „keine wie sie“ zu geben scheint.
Erster Satz
„Du hast doch keine Ahnung!“, sagte Matjaž und blickte Aleksander vorwurfsvoll an.
Eigene Meinung
So malerisch, gedankenverloren und nachdenklich das wunderschöne Cover anmuten mag, so widerspenstig und fordernd ist „Keine wie sie“ selbst. Jela Krečičs Stil (übersetzt von Liza Linde) ist locker, mit ihren eingängigen Dialogen vereinnahmend und zugleich äußerst klug. Allerdings wäre da noch ihr nervenaufreibender Protagonist Matjaž, dessen oftmals unmögliches Verhalten eine gehörige Antipathie aufkommen lässt.
Nachdem er die Trennung von seiner Langzeitfreundin Sara, die noch dazu mittlerweile einen anderen Partner hat, noch immer nicht verkraftet hat, fasst Matjaž den absurden Plan, sie wieder für sich zu gewinnen, indem er eine neue Freundin findet. Dass seine darauffolgende Dating-Irrfahrt durch die Bars und Betten von Ljubljana bei dieser mehr als fragwürdigen Einstellung unter keinem guten Stern steht, ist klar.
Selten habe ich einen derart überheblichen wie im Umgangston unmöglich arroganten Protagonisten kennengelernt, dem es gelingt männliche Ignoranz und abstoßende Misogynie so mustergültig umzusetzen, wie Matjaž es tut. Beleidigungen sind sein Spezialgebiet, seine Flirts haben von Beginn an keine Chance, denn innerhalb von Sekunden bildet Matjaž sich ein abschließendes Urteil, das er den Frauen gerne so direkt, unverblümt und oftmals ausgesprochen feindselig entgegenschleudert – natürlich nicht ohne dabei Mansplaning vom Feinsten zu betreiben.
Genialerweise ist all das von einer Frau geschrieben worden, die es herrlich pointiert auf die Spitze treibt und Matjažs Charakter so Stück für Stück offenlegt: Hinter offener Feindseligkeit versucht er die trennungsbedingte Ablehnung und den damit verbundenen Schmerz und die eigene Unsicherheit zu verbergen, hinter seinem Lächeln sein desinteressiertes Nichtzuhören, hinter Provokation innerliche Leere und Langeweile.
Fazit
„Keine wie sie“ liest sich als äußerst unterhaltsames Portrait über Dating-Irrfahrten und gesellschaftspolitische Ansichten einer ganzen Generation und ist zugleich Mansplaning at its best – geschrieben von einer Frau, was dem Ganzen einen besonderen Twist verleiht.
KEINE WIE SIE
Autorin: Jela Krečič
Originaltitel: Ni druge
Übersetzung: Liza Linde
Seitenzahl: 408
Erschienen: 18.07.2022
Verlag: Mitteldeutscher Verlag
ISBN: 978-3-96311-454-0
Preis: 26,00 €
Herzlichen Dank an Mitteldeutscher Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
1 Comment
Liebe Kathi
Das klingt super unterhaltsam und die Autorin war mir noch gar nicht bekannt. Danke, dass du mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht hast.
Alles Liebe an dich
Livia