Rezension

Lu – Wir sind Familie | Jason Reynolds

7. Oktober 2019
Lu Wir sind Familie

Inhalt

Lu ist eigentlich schwarz und doch weiß, denn er ist Albino. In der Schule wird er deshalb von seinem Sitznachbar gehänselt, doch seine Laufmannschaft unterstützt ihn. Dort ist er einer von ihnen und längst einer der Selbstbewusstesten, sogar über die Aschenbahn hinaus. Er trägt fancy Klamotten, die Goldketten seines Vaters und hat stets einen coolen Spruch parat. Dennoch bleibt ihm die Sprache weg, als er erfährt, dass er eine kleine Schwester bekommt und noch dazu ihren Namen aussuchen darf. Das Leben ist kein Zuckerschlecken, das weiß Lu von seinem Vater nur zu genau. Einst war dieser Drogendealer, doch mittlerweile arbeitet er seit Jahren in der Prävention, um seine Fehler von damals wiedergutzumachen, besonders den einen.

Erster Satz

Ich bin der Boss.

Eigene Meinung

Seit ich mit „Ghost“ die Läufer-Reihe durch Zufall für mich entdeckt habe, freue ich mich mit jedem neuen Band darauf zur Läuferfamilie zurückzukehren. „Lu – Wir sind Familie“ ist nun allerdings der finale Teil, der die Geschichte um die Laufgruppe unter „dem Trainer“ perfekt abrundet.

Zugegebenermaßen sieht Lus Geschichte verglichen mit dem vorherigen Band allerdings etwas blass aus. Sunny war laut, impulsiv und sprühte nur so vor Energie und sympathischer Verrücktheit. Deshalb hat es ein wenig länger gedauert bis ich mit Lu warm geworden bin. Nach außen hin ist er nämlich der coole Typ, dem niemand etwas anhaben kann. Je mehr man allerdings seine Gedankengänge verfolgt und ihn im Umgang mit seiner Familie begleitet, desto deutlicher wird, dass ihm die Coolness als Schutzpanzer dient.

Die Kinder des Laufteams haben es allesamt nicht leicht: Ghost, der eigentlich Castle heißt, musste mit seiner Mutter vor dem gewalttätigen Vater fliehen. Patina kümmert sich um ihre kleine Schwester, weil ihre Mutter aufgrund einer Krankheit beide Beine verloren hat. Sunny wurde von seinem Vater unter Druck gesetzt den Traum seiner verstorbenen Mutter zu verwirklichen. Lu sollte eigentlich schwarze Haut haben und doch ist sie weiß. Aufgrund seines Albinismus muss er in der Schule einige fiese Sprüche über sich ergehen lassen. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer jeweiligen Schicksale sind sie ein Team und vor allem eine Familie.

Nach außen hin wirkt Lu wie der Coole, der Boss, der Checker, der Eine, der Einzigartige. Wie sein persönliches Mantra sagt er sich diese Worte immer wieder auf. Vor lauter cool sein müssen merkt er allerdings gar nicht, wie toll er tatsächlich ist. Wie liebevoll er mit seiner Familie umgeht, wie sehr er für seine Freunde und das Team da ist, wie wenig es vor dem Neid der anderen Angst haben muss.

Besonders berührend fand ich die Stellen, in welchen Lu und sein Vater die Rollen tauschen. Lu wollte immer so cool und angesehen sein wie sein Vater, der einstige Drogendealer, der seit Jahren erfolgreich in der Prävention arbeitet. Auf diesem Weg kann er seine Fehler von damals wiedergutmachen. Was ihn jedoch immer noch quält, ist ein verhängnisvoller Deal von damals. Genau an dieser Stelle kommt Lu ins Spiel, der seinem Vater auf eindrucksvolle Weise klarmacht, dass es nie zu spät ist sich zu entschuldigen.

Bei all der Weisheit in und zwischen den Zeilen vergisst man während des Lesens häufig, wie jung die Protagonisten noch sind, was ihre Geschichten umso beeindruckender macht. Deshalb ist die Läufer-Reihe in meinen Augen nicht nur für Heranwachsende, sondern auch für Erwachsene gut geeignet.

Ist Lus Geschichte in meinen Augen geringfügig schwächer als die vorherigen Bände, so ist die Geste am Ende jedoch herzerwärmend großartig. Denn wahre Freundschaft bedeutet Familie.

Fazit

Mit „Lu – Wir sind Familie“ endet eine großartige Reihe rund um vier junge Menschen, die abseits ihrer jeweiligen schweren Schicksale in ihrem Laufteam ihre Familie finden.


LU – WIR SIND FAMILIE

Autor: Jason Reynolds
Originaltitel: LU
Übersetzung: Anja Hansen-Schmidt
Reihe: Läufer (Bd. 4)
Seitenzahl: 240
Erschienen: 24.05.2019
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-64047-3
Preis: 14,95 €


Herzlichen Dank an den dtv Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Kathiduck

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