Rezension

Die Ärztin – Das Licht der Welt | Helene Sommerfeld

29. Juni 2018
Die Ärztin Das Licht der Welt

Inhalt

Nach einem familiären Schicksalsschlag begleitet die 13-jährige Gärtnerstochter Ricarda die Komtess Henriette von Freystetten 1876 als deren Mündel nach Berlin und muss so die ruhige Weite der Mark Brandenburg hinter sich lassen, um in der lauten, lebendigen Großstadt zu leben. Anfangs noch abgeschreckt von der faszinierenden neuen Welt, lernt das aufgeweckte Mädchen schon bald die Vorteile der glanzvollen Kaiserstadt und des Lebens der unverheirateten Komtess kennen. Als eine der ersten deutschen Ärztinnen führt sie dort eine Praxis und hat sich einen Namen bei den gutbetuchten Patienten gemacht. Neben der Schule geht Ricarda ihr zunehmend zur Hand und beginnt ebenfalls heimlich von der Tätigkeit als Ärztin zu träumen, auch wenn die Ausbildung für ein Mädchen ihres Standes im deutschen Kaiserreich absolut unmöglich ist. Dennoch ist sie fest entschlossen für ihren Traum zu kämpfen und vor allem den armen Menschen zu helfen, um die sich niemand kümmert.

Erster Satz

Dem Tod, mit dem sie sich ihr Leben lang einen erbitterten Kampf lieferte, begegnete Ricarda zum ersten Mal am Weihnachtstag des Jahres 1876 auf dem See am Schloss, als sie mit dem Hund spielte.

Eigene Meinung

Da ich selbst Medizin studiere, war ich natürlich umso neugieriger, als ich „Die Ärztin – Das Licht der Welt“ entdeckt habe. Auch wenn im Hörsaal sechzig Prozent der Studenten weiblich sind, bekleiden im klinischen Alltag heutzutage nahezu ausschließlich Männer die leitenden Positionen. Da es Frauen während der deutschen Kaiserzeit zudem nicht gestattet war in der Heimat Medizin zu studieren, war ich ziemlich gespannt, wie die junge Gärtnerstochter Ricarda trotz ihres niedrigen Standes ihren Traum, Menschenleben zu retten, verwirklichen will.

Durch den angenehm atmosphärischen Schreibstil gelingt der Einstieg in die Geschichte spielend. Man hört förmlich das Klappern der Hufen der Kutschpferde auf dem Kopfsteinpflaster, untermalt von aufgeregtem Stimmengewirr auf den Straßen Berlins und einem gelegentlichen Klingeln beim Öffnen der Ladentüren – die Geräusche einer Großstadt im 19. Jahrhundert.

Die authentischen mit Leben gefüllten Charaktere tun dem keinen Abbruch und passen perfekt in die Szenerie. Dabei überstrahlt die junge Ricarda die anderen Protagonisten deutlich und bildet wie die Sonne den Mittelpunkt des Geschehens, um das sich alles dreht. Auf den folgenden Seiten verfolgt man ihren Lebensweg, der sich durch Berge und Täler windet, und beobachtet, wie ihr Licht zunehmend an Leuchtkraft gewinnt. Egal wie viele Rückschläge sie einstecken muss, Ricarda glaubt an ihre Träume und kämpft um deren Umsetzung.

Inspirierend zu lesen sind auch die Lebensgeschichten der Ärztinnen, denen Ricarda auf ihrer Reise begegnet und die an reale Pionierinnen angelehnt sind. Generell sprüht dieses Buch nur so vor Emanzipation, was sich meiner Meinung nach an einigen Stellen auch zu stark in der Personengestaltung widerspiegelt. Denn die schwach skizzierten männlichen Charaktere bilden manchmal einen zu harten Kontrast zu den strahlenden weiblichen Protagonisten.

Zudem sollte ein Grundinteresse an der Medizin durchaus vorhanden sein, da man ansonsten bei der Schilderung mancher Krankheitsbilder und vor allem der schlechten hygienischen Versorgung Brechreiz empfinden könnte.

Fazit

„Die Ärztin – Das Licht der Welt“ ist der fesselnde Auftakt einer dreibändigen Historiensaga, in deren Mittelpunkt die junge Gärtnerstochter Ricarda steht, die sich den Konformitäten ihrer Zeit widersetzen und ihren Traum Medizin zu studieren, um so die Armen zu behandeln, verwirklichen will.


DIE ÄRZTIN – DAS LICHT DER WELT

Autorin: Helene Sommerfeld
Reihe: Ricarda Thomasius (Bd. 1)
Seitenzahl: 560
Erschienen: 24.04.2018
Verlag: Rowohlt
ISBN: 978-3-499-27399-5
Preis: 9,99 €


Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Kathiduck

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2 Comments

  • Reply Martina 29. Juni 2018 at 15:55

    Hallo kathi,
    "Die Ärztin" ist auch schon bei mir eingezogen…vorübergehend, denn ich habe es aus meiner Bücherei mitgenommen und freue mich schon darauf!
    Liebe Grüße
    Martina

    • Reply Lesendes Federvieh 29. Juni 2018 at 18:16

      Hallo Marina,

      ui dann bin ich schon gespannt, wie es dir gefällt! Viel Vergnügen damit! 🙂

      Herzliche Grüße,
      Kathi

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