Rezension

SIE | Kay Dick

27. Juli 2022
SIE

Klappentext

Die Wiederentdeckung einer beunruhigenden Vision: Dieser lange verschollene Roman von 1977 erzählt von einer Gesellschaft, in der ein anonymer Mob Jagd auf Künstler macht. An der englischen Küste in einer nahen, unbestimmten Zukunft: ein toter Hund, ein verschwundenes Buch, ein paar flüchtige Spuren, so fängt es an. Dann räumen SIE die Galerien und schließen die Museen. SIE wollen keine Freiheit des Einzelnen, SIE wollen keine Kunst. SIE zeigen sich selten und doch sind SIE scheinbar überall. Wer es noch wagt, zu malen, zu singen oder zu schreiben, den bringen SIE zum Schweigen. Doch eine kleine Gruppe von Menschen kann und will nicht anders, als weiter kreativ zu sein – was IHNEN nicht verborgen bleibt. (Quelle: Hoffmann & Campe Verlag)

Erster Satz

Im ersten Septemberlicht wirkte Karrs Haus imposant.

Eigene Meinung

Kay Dick hat dieses Buch bereits 1977 veröffentlicht, doch es kam beim Leser*in nicht an. Die Zeit war wohl noch nicht reif für diese Dystopie. Jetzt ist sie es, denn sieht man sich in unserer Welt ein bisschen genauer um, fallen Parallelen zum Buch durchaus auf.

In chronologisch nicht geordneten Szenen schildert die Autorin die Bedrohung von freien Künstlern durch einen anonymen Mob. Von Kapitel zu Kapitel schleicht sich ein Gefühl der Beklemmung und des Grauens immer häufiger ein. Verstärkt wird für mich dieses Gefühl durch die trügerischen idyllischen Schilderungen der Landschaft, Gärten und Blumen. Aus einer vermeintlichen Sicherheit heraus wirken die Repressalien gegenüber Menschen, die nicht konform leben, umso bedrohlicher.

Doch wer hat das Recht zu beurteilen was gut oder schlecht, schön oder hässlich ist, was in die Gesellschaft passt und was nicht? Und wie verhält man sich als Individuum? All diese Fragen gingen mir beim Lesen dieser kleinen, feinen Lektüre durch den Kopf.
Kay Dick versteht es meisterhaft in jeder der Szenen Akzente zu setzen, die zum Nachdenken anregen.

Fazit

„Sie – Szenen des Unbehagens“ ist für mich ein interessantes und absolut lesenswertes Stück Literatur, das sehr modern im Zeitalter von Internet und sozialen Medien erscheint. Unbehaglich, um auf den Untertitel des Buches anzuspielen, ist für mich dabei die Tatsache, dass Kay Dick schon vor über vierzig Jahren solche Entwicklungen in der Zukunft für möglich hielt.


SIE

Autorin: Kay Dick
Originaltitel: THEY – A Sequence of Unease
Übersetzung: Kathrin Razum
Seitenzahl: 160
Erschienen: 02.04.2022
Verlag: Hoffmann und Campe
ISBN: 978-3-455-01346-7
Preis: 16,00 €


Herzlichen Dank an den Hoffmann und Campe Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Zwerghuhn

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