Rezension

Sunny – Der Sound der Welt | Jason Reynolds

2. Juni 2019
Sunny - Der Sound der Welt

Inhalt

Sunny ist mit Abstand der Schnellste auf der 1600-Meter-Strecke und gewinnt angespornt von seinem Vater somit jedes einzelne Rennen. Er soll den unerfüllten Traum seiner Mutter leben, die bei seiner Geburt verstorben ist und einmal in ihrem Leben als Erste bei einem Marathon über die Ziellinie laufen wollte. Doch Sunny hasst das Laufen, stattdessen möchte er dem Rhythmus seines Körpers folgen und zum Sound der Welt tanzen. An seinem großen Wettkampftag muss er sich entscheiden: Will er weiterhin dem Wunsch seines scheinbar bestimmenden Vaters folgen oder endlich seinen Traum leben?

Erster Satz

Liebes Tagebuch, lange nichts gehört, was?

Eigene Meinung

Nachdem mich der erste Band der Läufer-Reihe, „Ghost – Jede Menge Leben“, mit seiner poetischen Sprachgewalt wie ein Tornado überrumpelt hat und in bewunderndem Staunen zurückgelassen hat, habe ich mich unglaublich auf die weiteren Teile gefreut, die alleine wegen ihrer schönen Bucheinbände wahre Schmuckstücke für das Bücherregal sind. „Sunny – Der Sound der Welt“ hält genau das, was der Titel bereits verspricht: In Tagebucheinträgen erzählt Sunny sehr anschaulich, vor allem akustisch, von seinem Blickwinkel auf die Welt und wie er diese in all ihren vielfältigen Geräuschen wahrnimmt.

Als begnadeter 1600-Meter-Läufer, der bei jedem Lauf die Ziellinie als Erster überquert ist er Teil des unter anderem aus Ghost, Patina und Lu bestehenden Laufteams, das wie eine zweite Familie für ihn ist. Doch das Laufen an sich hasst er und nimmt das Training und die Wettkämpfe nur aus einem Grund auf sich: Sein Vater verlangt das Laufen und das Gewinnen von ihm, damit er den Traum seiner verstorbenen Mutter lebt, die einen Marathon nicht nur laufen, sondern gewinnen wollte. Aber ist es richtig, dass ein Vater blind vor Trauer den Weg seines Sohnes bestimmt? Nur damit der Verlust seiner großen Liebe auch nach all den mittlerweile verstrichenen Jahren weniger schmerzhaft ist?

Sunny ist keine zwölf Jahre alt und sieht sich mit der schwierigen Herausforderung konfrontiert weiterhin den Wunsch seines Vaters zu erfüllen oder auf sein Herz und seinen inneren Rhythmus zu hören, der ihn dazu drängt zu tanzen.

Auf einfühlsame, direkte und eindringliche Art und Weise bekommt man einen Eindruck der tosenden Gedanken, die wie ein Wirbelsturm durch Sunnys Kopf wirbeln. Dabei steht seine kindlich naiv wirkende lautmalerische Schreibweise oftmals in starkem Kontrast zu seinem Weitblick, die fast schon an Weisheit grenzt, und seiner Offenherzigkeit anderen Menschen gegenüber.

Gemeinsam mit seiner etwas unkonventionellen Hauslehrerin, die selbst eine berührende Geschichte mit Sunnys Familie verknüpft, besucht er regelmäßig das örtliche Krankenhaus, wo er krebskranken Menschen mit seinem Sound und seinen Tanzmoves ein Lächeln aufs Gesicht zaubert und sie ihren Schmerz und ihre Sorgen für eine gewisse Zeit vergessen lässt. Und dabei ein Stück zu sich selbst und seinen Träumen findet.

Fazit

In Gestalt der jungen Charaktere verbirgt sich in dieser Geschichte eine unglaubliche Tiefe, die von Zwängen und inneren Konflikten, der Macht von Freundschaft sowie von Hoffnung erzählt und ist somit nicht nur für junge Leser geeignet, sondern auch für all diejenigen, die in den Genuss fesselnder, poetischer Literatur kommen wollen.


SUNNY – DER SOUND DER WELT

Autor: Jason Reynolds
Originaltitel: SUNNY
Übersetzung: Anja Hansen-Schmidt
Reihe: Läufer (Bd. 3)
Seitenzahl: 192
Erschienen: 28.02.2019
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-64046-6
Preis: 14,95 €


Herzlichen Dank an den dtv Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Kathiduck

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