Browsing Tag

Manfred Wieninger

    Allgemein

    BLIND DATE #4

    30. Juli 2016
    Es ist wieder so weit, heute stellen wir euch das vierte Buch vor, das wir per Blind Date kennenlernen durften!


    Hinter unserem braunen Packpapier versteckt sich
    Blind Date Nummer 4. Diesmal ist es ein ganz besonderer Kriminalfall. Zuerst
    könnte man noch denken, oh, ein Krimi, der in den Vierzigerjahren spielt. Aber
    spätestens, wenn man  den Klappentext
    liest, kann man erkennen, welch besonderes Schwergewicht dieses nur 236 Seiten
    dicke Buch ist.


    Mehr Infos zur Aktion Blind Date findet ihr hier!


    Inhalt     
            

    Es ist kurz vor Kriegsende, die Front im Osten
    und Westen ganz nah, Adolf Hitler ist tot und in Wien wurde bereits die Zweite
    Republik ausgerufen. Doch da geschieht das Unfassbare. Hunderte jüdische
    Zwangsarbeiter aus Ungarn, die sich auf dem Todesmarsch Richtung Mauthausen
    befinden, werden in Persenbeug in einem Auffanglager untergebracht. Dort werden
    sie von einem Rollkommando der SS mitten in der Nacht überfallen und brutal
    ermordet. 223 Frauen, Männer und Kinder sterben. Revierinspektor Franz Winkler
    beginnt zu ermitteln, auch um seinen eigenen Kopf zu retten. Doch er stößt zunächst
    auf eine Mauer des Schweigens…


    Eigene Meinung

    Manfred Wieninger hat mit diesem Buch auf großartige Art und
    Weise einen einzigartigen Fall der österreichischen Kriminalgeschichte wieder
    aufleben lassen. In seinem Roman „223 oder Das Faustpfand“ schafft er
    genial den schmalen Grat zwischen Bericht und Fiktion.


    Ich habe schon viele Bücher zu diesem dunklen Kapitel der
    deutschen Geschichte gelesen, dieses hier hat mich bisher am meisten berührt
    und gleichzeitig vollkommen entsetzt. Manfred Wieninger gelingt durch seinen
    sachlichen, klaren Schreibstil das Grauen in seinen ganzen Facetten dem Leser
    vor Augen zu halten. Ich musste immer wieder eine Lesepause einlegen, um das
    Gelesene zu verdauen. Gerade weil er immer wieder Einzelpersonen herausgreift
    und beschreibt, bekommen die Opfer ein Gesicht. Das unterstreicht den Irrsinn
    dieser Zeit erst recht.

    Auch die Aufarbeitung des Falles schließlich schildert er in
    einem wertfreien, neutralen Stil, so dass sich jeder Leser selbst seine eigene
    Meinung über das Unvermögen mancher Kreise bilden kann.



    Für mich sollte dieses Buch im Deutsch- oder Geschichtsunterricht
    in höheren Klassen gelesen werden, denn diese Lektüre rüttelt wirklich auf.


    Fazit: Erstklassig – unbedingt lesen!


    Bewertung