Rezension

Versprechen kann ich nichts | Valeria Parrella

3. Juni 2021
Versprechen kann ich nichts

Inhalt

Die 50-jährige Lehrerin Elisabetta hat einen ungewöhnlichen Arbeitsplatz auf der Insel Nisida. Dort unterrichtet sie in der Jugendstrafanstalt von Neapel Mathematik. Nach dem Tod ihres Ehemannes wird die Arbeit noch wichtiger für sie, um ihrem Leben Struktur und Halt zu geben. Als die Rumänin Almarina, die vor ihrem gewalttätigen Vater geflohen ist, nach Nisida kommt, steht Elisabetta vor der wichtigen Frage, wie weit ihre Verantwortung für die Jugendlichen gehen darf…

Erster Satz

Ich werde wohl nie sagen können, ob es an Neapel lag oder an mir.

Eigene Meinung

Valeria Parrella schafft es auf nur 137 Seiten hochaktuelle und berührende Einblicke in die gesellschaftlichen Strukturen Italiens zu geben. Kraftvoll und detailliert beschreibt sie den Alltag der 50 -jährigen Lehrerin Elisabetta, der zum einen von Einsamkeit und Schmerz über den Tod ihres Ehemannes geprägt ist. Zum anderen schildert sie aber auch ihre Eindrücke als Mathematiklehrerin im Jugendgefängnis von Neapel. Klar und präzise arbeitet sie die Diskrepanz zum privilegierten bürgerlichen Milieu heraus und gerade hier blitzen zwischen den Zeilen immer wieder klare Spitzen gegen das gesellschaftliche System durch, das jungen Menschen viel zu wenig Perspektiven bietet, um (wieder) ein normales Leben führen zu können.

An diesem unwirtlichen Ort trifft Elisabetta nun auf die junge Rumänin Almarina. Sie freundet sich mit ihr an und fühlt immer mehr, wie wichtig es ist, den Insassen Chancen für eine bessere Zukunft zu eröffnen, aber auch ihrem eigenen Leben wieder Sinn zu geben.

Für diese leise, berührende Geschichte lohnt es, sich Zeit zu nehmen, um das Erzählte nachhaltig wirken zu lassen. Durch den kühlen, leicht distanzierten, aber dennoch poetischen Schreibstil wird dem Leser die Rolle des Beobachters zuteil, so konnte ich unvoreingenommen in die Geschichte eintauchen und mir eine eigene Meinung bilden.

Fazit

„Versprechen kann ich nichts“ ist ein lesenswertes, kluges Porträt über das heutige Italien, das noch lange nachhallt.


VERSPRECHEN KANN ICH NICHTS

Autorin: Valeria Parrella
Originaltitel: Almarina
Übersetzung: Verena von Koskull
Seitenzahl: 144
Erschienen: 15.02.2021
Verlag: Hanser
ISBN: 978-3-446-26919-4
Preis: 19,00 €


Herzlichen Dank an den Hanser Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Zwerghuhn

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