Rezension

Wild Hearts – Kein Blick zurück | T. M. Frazier

24. April 2019
Wild Hearts

Inhalt

Nach dem Tod ihrer Mutter sind ein alter Camper namens Blue und ein Stück Land im Nirgendwo von Florida, das den Namen Outskirts trägt, alles was Sawyer Dixon bleibt. Gleichzeitig ist es der rettende Anker, endlich aus ihrem fundamentalistisch ausgerichteten Elternhaus zu fliehen, wo Frauen Menschen zweiter Klasse sind, die den Männern aufs Wort zu gehorchen haben. Fernab ihrer Heimat will sie einen Neuanfang wagen, doch nicht jeder in Outskirts ist so herzlich zu Sawyer wie die toughe Polizistin Josh. Denn ihr attraktiver einzelgängerischer Nachbar Finn findet es alles andere als gut, dass sie vor der Haustür zu seinem geheimen Rückzugsort campt und in ihm Gefühle weckt, die er mit einem großen Verlust tief in seinem Herzen verschlossen hat.

Erster Satz

Die Geräusche um dich herum verraten viel über dein Leben.

Eigene Meinung

Als ich den Prolog von „Wild Hearts – Kein Blick zurück“ gelesen habe, war mein erster Gedanke „Wow!“, denn er ging wie ein Messer mitten ins Herz. Man bekommt einen ersten Eindruck des verschlossenen Einzelgängers Finn, der sich nach einem schrecklichen Verlust von jedem zurückgezogen hat und selbst mit seinen besten Freunden kein Wort mehr spricht. Von außen mag er bei den ersten Begegnungen auf Sawyer wie der attraktive sprücheklopfende Sonnyboy wirken, doch unter dem durchtrainierten Körper verbirgt sich ein Herz, das fragil wie ein aus Einzelteilen wieder notdürftig zusammengeklebtes Glas ist.

Sawyer selbst hat eine dunkle Vergangenheit, denn sie ist in einer Familie großgeworden, die eng mit der Kirche verflochten ist und wo Gott alles ist. Als ihr gewalttätiger Vater, der die Frauen in seinem Haus als Menschen zweiter Klasse wie seine Bediensteten behandelt, ihre Mutter sogar bis in den Selbstmord treibt, sieht Sawyer in der Hinterlassenschaft ihrer Mutter die Chance zur Flucht gekommen.

Der alte Campingwagen Blue, der Pickup Rusty, der ihn zieht, und ein kleines Stückchen Land in einer Kleinstadt namens Outskirts sind alles, was ihr noch bleibt. Bei dieser schrecklichen Familiengeschichte möchte man meinen, Sawyer wäre das unsichere, verschreckte Mädchen, das Angst vor den Menschen und dem Leben hat, doch bewundernswerterweise ist genau das Gegenteil der Fall.

Ihre Geschichte hat keine düsteren Flecken auf ihrer Seele hinterlassen, sondern ihren Hunger auf das Leben geweckt. Die elektrisierende Romanze, die sich zwischen Sawyer und Finn entspinnt und innerhalb kürzester Zeit an Tiefgründigkeit gewinnt, war mitreißend zu verfolgen. Als sehr angenehm habe ich dabei das Ausbleiben der oftmals typischen Halt-dich-lieber-von-mir-fern-ich-bin-doch-nicht-gut-genug-für-dich-Leier empfunden, denn die beiden tragen das Herz auf der Zunge, lassen ihren Gedanken freien Lauf und sind von Beginn an schonungslos ehrlich zueinander, indem sie genau das ansprechen, was ihnen in dem Moment durch den Kopf geht.

Die Fronten sind somit von Anfang an klar, obwohl Finns tiefe Wunden, die das einschneidende Ereignis in seiner Vergangenheit hinterlassen hat, ungewöhnlich schnell heilen, was ich persönlich ein bisschen unrealistisch fand, wie auch seine Rolle als geheimnisvoller Wohltäter. Zwei Jahre lang zieht er sich in die Einsamkeit zurück – geographisch wie psychisch – und wendet sich selbst von seinen besten Freunden Josh und Miller ab und dann taucht die hübsche Sawyer auf, er findet in ihr die große Liebe und schwupp ist alles vergessen?

Die Geschichte der beiden ist herzerwärmend, aber zu hundert Prozent hat sie mich nicht überzeugt. Was ich jedoch wirklich genial finde, ist die Idee des Restaurantbesitzers der Stadt, der seine Gäste Zettel an die Decke hängen lässt, die sogenannten „Pings“, auf denen wegweisende Worte stehen. 

Ping ist das Geräusch, das man hört, wenn etwas passiert, das das eigene Leben für immer verändert. Ob gut oder schlecht, groß oder klein. […] Das Leben besteht aus Tausenden von Pings, und wir wollten, dass die Leute den entscheidenden Momenten ein Denkmal setzen, die sie hier bei uns erleben. Darum hängen bei uns Pings von der Decke. (S. 296) 

Frazier, T. M.: Wild Hearts (S. 296).

Wie bei einer guten Dilogie – wie diese hier zweifelsohne den Anschein macht – zu erwarten, endet das Buch mit einem fiesen Cliffhanger, den ich so wirklich nicht habe kommen sehen, was vor allem daran liegt, dass er erfrischend anders ist. Deshalb freue ich mich jetzt natürlich umso mehr auf „Wild Souls – Mit dir für immer“, wo wohl eher das anklingende Familiengeheimnis im Zentrum der Familie stehen wird und es hoffentlich noch mehr von der faszinierenden Beziehung zwischen Josh und Miller zu lesen gibt.

Fazit

„Wild Hearts – Kein Blick zurück“ bringt alles mit, was ein mitreißender New Adult Roman braucht: Spannende Charaktere, starke Dialoge, eine Prise düstere Geheimnisse und natürlich eine berührende Liebesgeschichte, die Lust auf mehr macht.


WILD HEARTS – KEIN BLICK ZURÜCK

Autorin: T. M. Frazier
Originaltitel: The Outskirts
Übersetzung: Anja Mehrmann
Reihe: Outskirts (Bd. 1)
Seitenzahl: 304
Erschienen: 29.03.2019
Verlag: LYX
ISBN: 978-3-7363-0831-2
Preis: 12,90 €


Herzlichen Dank an den LYX Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Kathiduck

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