Rezension

In Zeiten des Tulpenwahns | Susanne Thomas

8. Dezember 2021
In Zeiten des Tulpenwahns

Inhalt

Holland im 17. Jahrhundert, das als Goldenes Zeitalter in die Geschichtsbücher eingehen wird, denn wirtschaftlicher Erfolg und kulturelle Blütezeit lassen Wohlstand aufkeimen. Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. In diesen Strudel geraten der Gärtner Nicolae Verbeeck und seine Tochter Margriet. Nachdem er vor vielen Jahren bei einem Brand seine Ehefrau verloren hatte, sind seit diesem Unglück seine Tochter und seine Tulpenzucht zu seinem Lebensinhalt geworden. Als Margriet sich in den adeligen Frans verliebt, glaubt Nicolae die Standesschranken nur überwinden zu können, wenn er für eine reiche Mitgift sorgt. Seinen einzigen Ausweg sieht er im blühenden Tulpenhandel, in dessen Fängen er bald gefangen ist.

Erster Satz

Dichter Morgennebel lag auf den sumpfigen Feldern vor den Toren Haarlems.

Eigene Meinung

Ich bin vollkommen begeistert von diesem hervorragend recherchierten, spannenden und absolut süchtig machenden historischen Roman. Von der ersten Seite an versinkt man unmittelbar und tief hinein in längst vergangene Zeiten. Alles wirkt so herrlich authentisch, weil die Autorin es schafft in bildgewaltigen Beschreibungen und poetischer Sprache das Goldene Zeitalter wieder lebendig werden zu lassen. Immer wieder bedient sie sich dabei der Sprache alter Gemälde, und gerade dadurch entstehen Szenen im Kopf des Lesers, die eine moderne Betrachtungsweise ausschließen. Man schweift nicht ab und bleibt konstant in der Vergangenheit, nichts trübt den Lesegenuss. Sie erzählt durch all das, was ihre wunderbaren Figuren erleben und ertragen müssen, viel über die Werte und Lebensbedingungen der damalige Gesellschaft – und sie bietet atemberaubende Einblicke in die faszinierende Welt des ausufernden Tulpenhandels.

Mitreißend schildert sie die magisch anmutende Faszination von, nüchtern betrachtet, simplen Tulpenzwiebeln, man spürt die angespannte Stimmung unter den Händlern und Käufern, vergleichbar mit einem geschäftigen, summender Bienenstock. Diese Anspannung ist zum Greifen nahe, die Gier, die Freude an satten Gewinnen, ebenso die Enttäuschung und das ungläubige Begreifen, als das Kartenhaus zusammenzubrechen droht.

Eingebettet in dieses turbulente Kapitel niederländischer Handelsgeschäfte, findet man eine anrührende Vater/Tochter Beziehung und eine bittersüße Liebesgeschichte, die allen Standesunterschieden zu trotzen versucht. Dabei entwickeln sich alle fortschreitenden Handlungsstränge in solch einem rasanten, ereignisreichen Tempo, so dass man bis zum fulminanten und aus meiner Sicht heraus, einzig möglichem Ende atemlos zurückbleibt.

Fazit

„In Zeiten des Tulpenwahns“ ist ein so lebendiger Roman, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Für mich mein Highlight 2021 in der Rubrik Historischer Roman!


IN ZEITEN DES TULPENWAHNS

Autorin: Susanne Fuß
Seitenzahl: 234
Erschienen: 26.03.2021
Verlag: Ruhland Verlag
ISBN: 978-3-885-09166-0
Preis: 22,80 €


Herzlichen Dank an die Autorin sowie den Ruhland Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Zwerghuhn

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