Blogtour

Fast Fashion oder Warum weniger mehr ist

22. Juni 2021
Blogtour Die Glücksschneiderin

Neben großartiger Unterhaltung überzeugt Ulrike Sosnitzas „Die Glücksschneiderin“ durch spannende wie erschreckende Zahlen aus der schnelllebigen Modeindustrie. Davon inspiriert habe ich mich im Rahmen unserer Blogtour genauer mit dem Thema Fast Fashion beschäftigt. 😊👗

Besucht auch unbedingt die anderen beiden Mädels, die sich Tolles für euch überlegt haben! 😄


Blogtour im Überblick

21.06. Rezensionen – Zwerghuhn 🐔 Livia 🐲 Nina 😻
👉 22.06. Fast Fashion – Lesendes Federvieh👈
 23.06. Upcycling und nachhaltige Kleidung – Livia von Samtpfoten mit Krallen 
24.06. Interview mit Ulrike Sosnitza – Nina von Book-addicted
25.06. Rezepte – Livia und Nina


Daten und Fakten: Wieso wir über Fast Fashion reden müssen

Jeder kennt das Gefühl, vor dem gefüllten Kleiderschrank zu stehen und partout nichts zum Anziehen zu finden. Dabei trägt man 40% davon gar nicht oder nur sehr selten. Doch woran liegt das? Wir befinden uns in einem Zeitalter, in welchem Mode eine sehr große Rolle spielt. Influencer zeigen uns auf ihren Social-Media-Kanälen tagtäglich, was gerade angesagt ist, die Innenstädte sind voll von großen Werbeplakaten, die strahlende Gesichter mit den neuesten Trends zieren.

Die Textil-Trends von heute sind der Müll von morgen.

Greenpeace: Konsumkollaps durch Fast Fashion (2019)

Seit 2000 hat sich die weltweite Textilproduktion nahezu verdoppelt, 2014 wurde die Grenze von 100 Milliarden neu produzierten Kleidungsstücken erstmals überschritten. Die Ursache dafür ist die sogenannte „Fast Fashion“, ein Geschäftsmodell der Textilindustrie, bei welchem die Kollektion unter Verwendung minderwertiger Materialen laufend geändert und zu Billigpreisen angeboten wird, damit die Kunden häufiger die Verkaufsflächen aufsuchen. Und es funktioniert: Im Schnitt kauft jeder Deutsche 60 neue Kleidungsstücke im Jahr, die allerdings nur halb so lange getragen werden wie noch vor 15 Jahren. Mehr als die Hälfte unseres Kleiderschranks wird nach maximal drei Jahren aussortiert.

Hoher Rohstoff-Verbrauch und CO2-Falle

Überkonsum ist nicht das einzige Problem von Fast Fashion, denn die Belastung des Klimas beginnt bereits bei der Gewinnung der Rohstoffe, die für die Produktion notwendig sind. Man unterscheidet dabei die Herstellung von Naturfasern (Baumwolle, Seide und Wolle), Chemiefasern (Polyester, Polyamid, Polyacryl und Elastan) oder einer Mischung der beiden. Die Hauptproblematik in der Gewinnung von Baumwolle, die in rund 80 Ländern angebaut wird und mit einem Anteil von 40% die am häufigsten verarbeitete Naturfaser ist, besteht in dem großen Wasserverbrauch. In einem Kilogramm konventioneller Baumwolle stecken etwa 11.000 Liter Wasser.

Den Löwenanteil an der Produktion unserer Kleidung machen mit 60% jedoch die synthetischen Stoffe mit ihrem Spitzenreiter Polyester aus. Für dessen Herstellung werden jährlich 98 Millionen Tonnen Erdöl benötigt, was aktuell ungefähr einem Prozent des weltweit geförderten Erdöls entspricht. Sollten die Produktionszahlen weiterhin in dieser Rasanz steigen, könnte sich der Verbrauch an Erdöl bis 2050 auf 300 Millionen Tonnen erhöhen und somit für 26% des menschlichen CO2-Ausschusses verantwortlich sein. Momentan verursacht die Modebranche 10% des globalen CO2-Ausschusses, das ist doppelt so viel als die internationale Flug- und Schifffahrt zusammen vorweisen kann. Um ein T-Shirt herzustellen, werden für die Produktion von Baumwolle 2kg CO2 benötigt, wohingegen die Herstellung von Polyester mit 6kg CO2 dreimal so viel erfordert.

Übrigens könnte man die CO2-Emissionen alleine mit der Verlängerung der Lebensdauer unserer Kleidung von einem auf zwei Jahre um 24% reduzieren!

Niemand kann hundert Prozent klimaneutral leben, aber es kommt eben darauf an, wenigstens etwas zu verändern! Kleine Schritte sind besser als gar keine!

Sosnitza, Ulrike: Die Glücksschneiderin (S. 240)

Die Liste an Nachteilen geht weiter: Wasserverschmutzung und Müll

Wusstet ihr, dass die Modebranche für 35% des Mikroplastik in den Meeren verantwortlich ist? Synthetische Stoffe sind schwer bis gar nicht biologisch abbaubar, weshalb sich beim Waschen der Polyesterkleidung winzige Fasern ablösen, die über das Abwasser in die Flüsse und Meere gelangen. Dort sind sie besonders für Fische gefährlich und spätestens sobald diese Mikroplastik über die Nahrung aufnehmen, wird es auch für uns Menschen relevant, da die Schadstoffe über den Genuss von beispielsweise Fisch oder Salz in unseren Körper gelangen.

Doch auch durch die Produktion gelangen Chemikalien in unsere Gewässer, insbesondere durch die unsachgemäße Entsorgung der verwendeten Textilfarben in Entwicklungsländern. Obwohl entsprechende Filtersysteme vorhanden sind, werden sie häufig nicht eingesetzt, da deren Benutzung meist zu teuer ist und sich die billigen Produktionskosten ansonsten nicht aufrechterhalten lassen.

Überkonsum und Überproduktion äußert sich letztlich auch in einem erhöhten Müllaufkommen, sei es durch das Aussortieren seitens der Kunden oder die schwer zu erfassende Entsorgung der nicht verkauften Kleidung durch die Modeunternehmen. 80% aller verkauften Kleidung landet früher oder später auf dem Restmüll, während nur ein Prozent voll recycelt wird. Insidern zufolge wird jedes 5. Kleidungsstück der Modegiganten nicht verkauft, welchen Weg die aussortierte Ware danach nimmt, bleibt unklar. Man nimmt jedoch an, dass der größte Teil der Kleidung nach dem Verkauf in Outlets oder der Verwertung zu Füllmaterialien verbannt wird, wodurch weiteres CO2 ausgestoßen wird.


Mit welchen Möglichkeiten man selbst Fast Fashion entgegenwirken kann, erfahrt ihr im morgigen Beitrag bei Livia, die sich eingehend mit dem Thema Upcycling und nachhaltiger Kleidung beschäftigt hat. 😊

Wenn ihr bis hierhin gelesen habt, verratet mir doch gerne, ob euch bewusst war, wie stark die Modeindustrie unserer Umwelt schadet!

Kathiduck

Quellen: Greenpeace-Report „Konsumkollaps durch Fast Fashion“ (2019), MODE BEWUSST?!, Fast Fashion & Umwelt, „Die Glücksschneiderin“ von Ulrike Sosnitza

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2 Comments

  • Reply Livia 22. Juni 2021 at 22:27

    Hallo liebe Kathi

    Zuerst einmal habe ich mich riiiiiesig über den Drachen gefreut 🙂

    Und dann muss ich sagen, dass dir der Artikel wirklich übersichtlich und sehr informativ gelungen ist. Erst gerade habe ich eine Reportage gesehen, in der gezeigt worden ist, dass auch die meisten der gespendeten Kleidungsstücke verbrannt werden, weil sich aus zahlreiche Menschen aus beispielsweise Rumänien (dort gehen viele unserer Kleiderspenden hin), gar nicht mehr vor lauter Kleidung retten können und gerade im Winter die Kleider verbrennen, um warm zu haben. Schuhe sind am beliebtesten. Aufgrund des hohen Plastikanteils brennen die am längsten. Was da alles an giftigen Gasen zusätzlich in die Luft, das Wasser und natürlich auch die Körper der Menschen selbst gelangt, kann man sich gar nicht vorstellen…

    Ein schwieriges, tragisches Thema, das leider immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält und wenn wir nur einige wenige Menschen zum Nachdenken bringen können, ist das in meinen Augen schon sehr, sehr viel wert.

    Alles Liebe
    Livia

    • Reply Lesendes Federvieh 26. Juni 2021 at 14:41

      Liebe Livia,

      die Gecko-Mama braucht doch ihren Drachen, das ist klar! 😀

      Vielen Dank für das Kompliment! Eigentlich hatte ich gar keinen Beitrag in der Länge geplant, dann bin ich aber bei meiner Recherche über so viele erschreckende Fakten gestolpert, die ich einfach erwähnen musste. Deshalb finde ich deine Ergänzung zur Verbrennung der Kleidung auch sehr spannend, das hatte ich bisher nämlich auch nicht auf dem Schirm. Neben der Umweltbelastung zeigt es einmal mehr, wie unterschiedlich die Lebensbedingungen der Menschen auf der Welt sind. Wir tun uns leicht, wenn wir von Verzicht zugunsten des Klimas reden, aber Menschen aus ärmeren Gegenden sind froh, wenn sie ihre Familie durch den Monat bringen. Deshalb ist es in meinen Augen umso wichtiger, dass sich jeder einzelne, der es sich leisten kann, mit umweltbewussteren Alternativen beschäftigt. 🙂

      Herzliche Grüße,
      Kathi

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