Interview

Geschnatter mit Maria Nikolai über Hintergründe zur Schokoladenvilla, Schreibvorlieben und neue Projekte

29. Januar 2021
Maria Nikolai
© Chris Kröck

Kaum jemand weiß Genuss, Historie und Unterhaltung so gekonnt zu verbinden wie sie. 2018 haben wir die sympathische Autorin auf der lit.Love persönlich kennengelernt, heute stellt sie sich unseren Fragen zu ihrer Bestseller-Trilogie rund um die Schokoladenvilla, eine Stuttgarter Schokoladendynastie. Vorhang auf für Maria Nikolai!

Der Traum Schriftstellerin zu werden, begleitet Maria Nikolai schon seit Kindheitstagen, als sie für die Inszenierung ihrer selbstgeschriebenen Theaterstücke den elterlichen Haushalt für die passenden Requisiten plünderte. Zugunsten ihres BWL-Studiums, ihres Jobs sowie des Familienlebens rückten ihre schriftstellerischen Ambitionen in den Hintergrund, waren aber nie ganz vergessen. Museen und Archive sind besondere Anziehungsorte für sie, historische Romane eine große Leidenschaft. Deshalb kombinierte Maria beides und widmete sich zunächst dem historischen Sachbuch, bis sie sich mit ihrem sechsten Buch, welches der Auftakt zu einer opulenten Familiensaga einer Stuttgarter-Schokoladendynastie zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden sollte, an einen großen Publikumsverlag wandte. „Die Schokoladenvilla“, wie auch die Folgebände, standen wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste, beeindrucken mit lebensechten Schilderungen historischer Begebenheiten sowie authentischen Charakteren und bieten jede Menge köstliche Versuchungen.


Für alle Schokoladenvilla-Fans und diejenigen, die es noch werden möchten: Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Geschichte über eine Schokoladendynastie zu schreiben?

Als ich mir überlegt habe, die Geschichte einer Industriellenfamilie zu erzählen, die in Stuttgart spielt, war ich zunächst auf Recherchetour. Dabei habe ich festgestellt, dass Stuttgart um die Jahrhundertwende ein Zentrum der Schokoladenherstellung gewesen ist – bekannte Firmen wie Waldbaur (Katzenzungen) oder Eßzett (Eßzett-Schnitten) hatten dort ihren Sitz. Auch die Firma Moser-Roth ist ursprünglich ein Stuttgarter Unternehmen. Und da war mir klar, dass es in meiner Familiensaga über eine Schokoladendynastie gehen würde.

War die Schokoladenvilla von Beginn an auf drei Bände konzipiert oder ist das erst während des Schreibens so entstanden?

Es war ab dem Moment, da die Geschichte an den Verlag verkauft wurde klar, dass es eine Trilogie werden würde.

Wenn du einen Tag mit Judith Rheinberger verbringen könntest, wie würde dieser aussehen?

Morgens würde ich mich erst einmal zu einem schönen Frühstück in die Schokoladenvilla einladen lassen. Anschließend ließe ich mich durch die Schokoladenfabrik führen – natürlich mit reichlich „Versucherle“. Anschließend würde ich mit ihr in die Stuttgarter Markthalle gehen und dort gemütlich durchschlendern. Anschließend müsste ich in der Werkstatt von Alois Eberle vorbeischauen und die Zwillinge Karl und Anton kennenlernen, abends würde ich mich über eine Einladung in den Garten der Schokoladenvilla freuen – am besten mit der ganzen Familie und viel Musik!

Die Cover der Schokoladenvilla sind immer besonders schön gestaltet. Hast du bei der Coverauswahl eigentlich ein Mitspracherecht?

Nein. Aber ich sehe die Cover vorher und kann schon noch Wünsche einbringen. Aber ein Mitspracherecht gibt es nicht.

Es gibt so viele leckere Schokoladenkreationen in den Büchern zu entdecken. Könntest du dir vorstellen, einmal ein Rezeptbuch herauszubringen?

Daran habe ich tatsächlich schon gedacht – aber im Moment ist nichts in Planung.

Was ist zuerst da? Die Ideen für die Handlung oder ein Protagonist, um den herum du die Geschichte aufbaust?

Zunächst ist da die grobe Idee einer Handlung. Dann kommen aber die Figuren schon recht schnell dazu. Manche allerdings entstehen tatsächlich erst im Schreibprozess, das sind dann aber Nebenfiguren.

Woher nimmst du die kleinen Eigenheiten deiner Charaktere? Gibt es dafür bestimmte Vorbilder oder entspringen die feinen Details gänzlich deiner Vorstellung?

Das ist eine Mischung aus allem. Realen „Vorbildern“ (wie bei Karl und Anton), aber meistens sind es Fantasiefiguren. Allerdings gibt es in meinen Romanen immer auch historisch reale Figuren. Diese werden dann behutsam in die Geschichte eingebaut, wie Hermione von Preuschen oder Schwester Henny.

Welche Art von Szenen schreibst du am liebsten und welche sind schwieriger?

Es ist schön Liebesszenen zu schreiben und zugleich unheimlich schwer. Deshalb schreibe ich sie dann, wenn ich die richtige Stimmung habe, und nicht, wenn sie „an der Reihe sind“. Recht leicht fallen mir die Szenen mit den historischen Personen, weil ich da mit der Recherche arbeiten kann.

Wie lange arbeitest du durchschnittlich an einem Buch? Geht das Schreiben bei einer Buchreihe nahtlos weiter, weil du schon so viele Ideen im Kopf hast oder brauchst du eine Erholungspause von deinen Figuren?

Ich schreibe ein Buch pro Jahr. Wobei die harte Schreibphase etwa vier Monate umfasst. Der Rest ist Recherche, das Vorbereiten und Halten von Lesungen, und Marketing, wie Social Media.

Wie kann man sich deinen Schreibplatz vorstellen? Hörst du Musik beim Schreiben? Wenn ja, welche?

Ich habe zwei Schreibtische, damit ich die Recherche „ausbreiten“ kann. Ich schreibe meistens an einem Desktop mit zwei Bildschirmen, wenn ich unterwegs bin, habe ich ein Surface. Musik höre ich eher selten, das lenkt mich zu sehr ab. Wenn, dann höre ich gerne ruhigen Jazz oder klassische Musik.

Wenn du eine berühmte Persönlichkeit aus der Vergangenheit oder Gegenwart treffen dürftest: Wer wäre es und warum?

Ich würde gerne Reinhard Mey treffen, denn seine Lieder haben mich von frühester Jugend an begleitet. Ich mag seine Art, zu texten, seine Wortwahl, seine aufmerksame Beobachtung der Umwelt.

Wolltest du schon immer Schriftstellerin werden? Wenn nicht, was waren deine ersten Berufswünsche?

Ja, ich wollte schon immer Schriftstellerin werden. Alternativ Krankenschwester. Aber dann habe ich BWL studiert – und schließlich meinen Traum verwirklicht, zu schreiben.

Diese drei Bücher muss man deiner Meinung nach gelesen haben:

  • Annemarie Selinko: Désirée
  • Julia Freidank: Die Fälscherin
  • Andrea Schacht: Das Spiel des Gauklers

Zum Schluss die Frage aller Fragen: Kannst du schon etwas zu deinem neuen Buchprojekt verraten?

Es wird eine dreibändige Familiensaga um drei Schwestern, sie spielt in Meersburg am Bodensee, es gibt Historie und Liebe und Genuss. Zeitlich beginnt diese Saga im Jahr 1917.

Das war:

Maria Nikolai

Ihr habt noch immer nicht genug von Maria Nikolai oder seid neugierig auf ihre Schokoladensaga geworden? Dann schaut doch gleich mal hier auf ihrer Internetseite oder auf Instagram vorbei! Mit Klick auf die Bilder gelangt ihr außerdem zu unseren Rezensionen der einzelnen Bände:

Die Schokoladenvilla
Schokoladenvilla Goldene Jahre
Die Schokoladenvilla - Zeit des Schicksals

Abschließend möchten wir uns natürlich nochmal ganz herzlich bei Maria Nikolai für die schnelle und superspannende Beantwortung unserer Fragen bedanken!

Schaut doch auch gerne mal hier vorbei, dort findet ihr viele weitere spannende Interviews!

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