Rezension

Tanz zwischen zwei Welten | Mariam T. Azimi

27. Juli 2021
Tanz zwischen zwei Welten

Inhalt

Wana ist mit ihrer Familie als sechsjähriges Mädchen aus Kabul geflohen. Mittlerweile ist sie Anfang vierzig und lebt mit ihrem Freund Alexander und ihrem gemeinsamen Sohn Leo in Berlin. Zu ihrer Familie, die im Ruhrgebiet wohnt, hat sie keinen großen Kontakt mehr. Doch ein schwerer Unfall verändert ihr Leben vollkommen. Da sie ihren Alltag noch nicht alleine bewältigen kann, kehrt sie zu ihrer Familie zurück. Wana hat viel Zeit zum Nachdenken und so bleibt es nicht aus, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit und Herkunft zu beschäftigen.

Erster Satz

Wana lag auf dem Rücken unter ihrem Baum und schaute in die Baumkrone.

Eigene Meinung

„Tanz zwischen den Welten“ erzählt die eindrückliche Geschichte einer afghanischen Familie, die all ihrer Wurzeln beraubt wurde und sich hier in Deutschland eine neue Existenz aufbauen musste. Mariam T. Azimi beschreibt dabei auf sehr authentische und einfühlsame Weise, wie schwer es für alle vier Familienmitglieder ist, sich auf vollkommen neue Lebensbedingungen einstellen zu müssen.

Schon beim ersten Kapitel „Kindheit“ bekommt man mit voller Wucht vor Augen geführt, wie das komplette Leben einer Familie nach der Flucht auf den Kopf gestellt wird und beginnt zu ahnen, wie steinig und beschwerlich der Weg werden wird. Denn es geht um das mühsame Ringen um Identität, um Ausgrenzung, der Suche nach Heimat ohne Wenn und Aber, um Rassismus und um die Sehnsucht einfach nur dazuzugehören.

Durch die sympathische Wana, die ich sofort ins Herz geschlossen habe, ihre Schwester Nila, ihre Mutter Modar und ihren Vater Boba, die allesamt das Herz am rechten Fleck haben, hat Mariam T. Azimi dieser Flüchtlingsfamilie eindrückliche Gesichter verliehen. Umso mehr berührten mich die Dinge, die sie durchmachen mussten und immer noch müssen.

Ausdrücklich möchte ich noch auf das Nachwort in diesem Buch hinweisen, denn auf gut vier Seiten findet man eine eindringliche, glasklare Beschreibung unserer heutigen Situation, in der wir leben. Großartig formuliert und auf den Punkt gebracht. Jeder sollte seinen Platz in der Gesellschaft haben, doch leider sind wir davon noch – oder weit schlimmer – wieder viel zu weit davon entfernt. Vielleicht kann dieser berührende wie aufklärende Roman einen Beitrag zum Diskurs der Migration leisten, indem es stärker in den Fokus rückt, was es bedeutet die eigene Heimat zu verlieren und in einem fremden Land komplett von vorne beginnen zu müssen.


TANZ ZWISCHEN ZWEI WELTEN

Autorin: Mariam T. Azimi
Seitenzahl: 256
Erschienen: 31.05.2021
Verlag: List
ISBN: 978-3-471-36009-5
Preis: 19,99 €


Herzlichen Dank an den Ullstein Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Zwerghuhn

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