Inhalt
England im Jahr 1573. Das Bauernmädchen Ellyn wächst in ärmlichsten Verhältnissen auf und kennt nichts anderes als harte Arbeit. Eines Tages jedoch fällt ihre besondere Stimme auf und sie setzt alles daran ihre Liebe zum Singen zu verwirklichen. Doch dazu muss sie sich für eine ganz neue Welt entscheiden.
Erster Satz
fangen wir an
Eigene Meinung
Mit dem mutigen Bauernmädchen Ellyn hat Nell Leyshon eine warmherzige Protagonistin geschaffen, deren Erzählungen an ihre kleine Schwester ich begeistert verfolgen konnte. Sie verzagt nicht an der untergeordneten Rolle die Mädchen und Frauen im 16. Jahrhundert haben, sondern hinterfragt langsam warum das so ist.
Durch ihre glockenhelle Singstimme bietet sich ihr ein Ausweg – allerdings nicht als Mädchen. Verkleidet als junger Sängerknabe taucht sie ein in eine ganz andere Welt. In die der Bildung, der Kultur und der Musik. All ihre Erlebnisse schildert sie aus ihrer persönlichen Perspektive heraus in einer besonderen Art und Weise, verpackt in eine außergewöhnliche und faszinierende Sprache. Und genau diese Sprache, die ohne Groß- und Kleinschreibung, ohne jegliche Satzzeichen und Absätze auskommt, lässt diese Erzählung zu etwas ganz Besonderem werden.
Bereits bei ihrem wunderbaren Buch „Die Farbe von Milch“ war ich fasziniert davon, wie locker Nell Leyshon mit der Sprache spielt und sich an keine Normen hält. Hier ist sie nun einen Schritt weitergegangen und wendet ihren ganz eigenen Sprachstil noch radikaler und kreativer an, sodass man sich in Ellyns ganz eigener Welt und ihren Gedanken wiederfindet, was das Verstehen ihrer Handlungsweise erleichtert.
Durch die anfangs kurzen und abgehackt wirkenden Sätze ist sie ganz das unbedarfte, ungebildete Bauernmädchen, das außer Arbeit und einem entbehrungsreichen Leben nichts anderes kennt. Im Laufe der Geschichte kann man durch die immer flüssiger werdende Erzählweise ihr Erkennen, ihr Umdenken und die daraus resultierende Weiterentwicklung intensiv spüren.
Fazit
„Ich, Ellyn“ ist eine beeindruckende, aufrüttelnde und absolut lesenswerte Geschichte über die gesellschaftliche Struktur und die Rolle der Frauen und Mädchen im 16. Jahrhundert, die nicht zuletzt durch die brillante Übersetzung von Wibke Kuhn so großartig funktioniert.
ICH, ELLYN
Autorin: Nell Leyshon
Originaltitel: The Singing School
Übersetzung: Wibke Kuhn
Seitenzahl: 224
Erschienen: 24.02.2022
Verlag: Eisele
ISBN: 978-3-96161-129-4
Preis: 22,00 €
Herzlichen Dank an den Eisele Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
1 Comment
Liebes Zwerghuhn,
auch diese Geschichte hört sich richtig toll an! „Die Farbe von Milch“ zählte ja letztes Jahr zu meinen Lesehighlights und daher möchte ich unbedingt noch mehr von Nell Leyshon lesen. Vielleicht wird dieses Buch ja das nächste 🙂
Ganz liebe Grüße, Steffi