Rezension

Aus schwarzem Wasser | Anne Freytag

4. Oktober 2020

Inhalt

Ohne zu bremsen rast die Innenministerin Dr. Patricia Kohlberg mit ihrem Dienstwagen in die Spree und damit in den sicheren Tod. „Du kannst niemandem trauen, sie stecken alle mit drin.“ sind ihre letzten Worte, die sie an ihre Tochter Maja richtet, die sich auch im Auto befindet und ihrer Mutter beim Ertrinken zusehen muss. Maja stirbt ebenfalls, doch einige Stunden später wacht sie unversehrt in einem Leichensack im Krankenhaus wieder auf. Auf der Suche nach Antworten gerät Maja in einen Strudel aus Verschwörungen, Lügen und tödlicher Intrigen, während sich gleichzeitig eine verheerende Naturkatastrophe nach der anderen ereignet.

Erster Satz

Der Ausdruck verschwindet aus ihren Augen.

Eigene Meinung

„Aus schwarzem Wasser“ vereint alles, was ein fesselnder Thriller braucht und begeistert darüber hinaus mit unglaublicher inhaltlicher wie sprachlicher Tiefe, die für mich in dieser Kombination gänzlich neu war. Es ist gleichermaßen ein Medizinthriller, wie es ein Politthriller dystopischen Ausmaßes ist, der sich erschreckend echt anfühlt und eindringlich die Sinne für das breite Ausmaß der Zerstörung unserer Umwelt schärft.

Das Meer ist der Ursprung allen Lebens – und verbirgt eine tödliche Bedrohung.
Klappentext „Aus schwarzem Wasser“

Seit jeher beschäftigt die Menschheit die Frage, ob es neben uns weiteres Leben im All gibt. Doch was wäre, wenn wir nicht einmal alleine auf der Erde wären? Wenn in den Meeren eine weitere, hochentwickelte Spezies existieren würde, die sich aufgrund der zunehmenden Umweltverschmutzung in ihrem Lebensraum bedroht sieht und nun auf das Festland ausweicht? Dieses interessante Grundszenario ist die Ausgangslage für Anne Freytags fulminanten Thrillerauftakt, welcher 600 Seiten Spannung pur mit unglaublicher Sogwirkung verspricht. Gerade die medizinischen Hintergründe inklusive der fundierten Recherche sowie der faszinierenden Umsetzung finde ich dabei schlichtweg grandios und erschreckend realistisch.

Besonders gelungen ist auch den Aufbau der Geschichte, wenngleich ich dringend dazu raten würde, das Buch mit so wenigen Unterbrechungen wie möglich zu lesen, damit sich die gesamte eindringliche Wirkung entfalten kann. Denn man benötigt einen klaren, wachen Verstand, um der rasanten Handlung mitsamt ihrer zahlreichen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie der Perspektiven auf der ganzen Welt zu folgen. Einzig das Ende fand ich ein wenig unbefriedigend, auch wenn es gut zu den sich zunehmend überschlagenden Ereignissen passt.

Fazit

„Aus schwarzem Wasser“ skizziert ein erschreckend reales dystopisches Szenario als mögliche Auswirkung der jahrzehntelangen Umweltverschmutzung und beeindruckt dabei neben politisch sowie wissenschaftlich fundierten Hintergründen durch großartige Erzählkunst. Ehe man sich versieht, wird man in einen Strudel menschlicher Abgründe gesogen aus welchem es kein Entkommen ohne gehörigen Stoff zum Nachdenken gibt.