Rezension

Ich, Eleanor Oliphant | Gail Honeyman

19. Mai 2017
Ich, Eleanor Oliphant

Inhalt

Eleanor Oliphant hat in ihrem Leben früh gelernt, dass man am besten dran ist, wenn man sich nur auf sich selbst verlässt. Ihre Mummy hat ihr das einst eingetrichtert und auch mit knapp dreißig Jahren hat sich an dieser Einstellung nichts geändert, doch das macht das Leben auch ziemlich einsam. Jeder Tag ist gleich geregelt: Arbeit, Nachhausekommen, stets das Gleiche essen, am Wochenende trinkt sie sich mit ihrem einzigen Freund namens Wodka in den Schlaf, um die schlimmen Gedanken zu unterdrücken. Mit Freunden ausgehen und Spaß zu haben ist für sie undenkbar. Doch dann verliebt sie sich und wagt sich zaghaft aus ihrem Schneckenhaus, um ihrer großen Liebe entgegenzutreten. Dabei lernt sie nicht nur die Welt kennen, sondern entdeckt sich selbst langsam wieder neu und die Dinge, die im Leben wirklich zählen: Hoffnung, Liebe, Ehrlichkeit und vor allem Freundschaft.

Erster Satz

Wenn ich gefragt werde – von Taxifahrern, beim Friseur -, was ich so mache, antworte ich immer, dass ich im Büro arbeite.

Eigene Meinung

„Ich, Eleanor Oliphant“ ist ein ganz besonderes Buch, das die Geschichte einer einzigartigen Protagonistin erzählt, die noch lange in Erinnerung bleiben wird. Eleanor Oliphant ist genauso ungewöhnlich, wie es der Name bereits andeutet. Ihr Wesen ist schwer in Worte zu fassen, doch wenn man eins definitiv sagen kann, dann ist es die Tatsache, dass sie absolut unvorhersehbar ist. Selbst gegen Ende, als man schon ein Teil ihrer Gedankenwelt zu sein glaubt, überrascht sie den Leser vollkommen mit ihrer unkonventionellen Art. Auf ein anfängliches Stirnrunzeln folgt ein mittlerweile gewohntes Schmunzeln.

Eleanors schrecklich traurige und unglaublich berührende Geschichte lässt niemanden kalt. Im einen Moment würde man sie am liebsten schütteln, um sie zur Vernunft zu bringen, nur um sie bereits wenige Minuten später tröstend in die Arme zu nehmen.

Schon von Beginn an wird deutlich, wie schwierig die Beziehung zu ihrer Mutter ist, wenngleich man nicht auf Anhieb das wahre Ausmaß versteht. Einmal die Woche ruft diese an und redet Eleanor ein, wie schlecht sie doch sei und dass sie es nicht verdiene, wertvolle Luft zu atmen. Ich fand dies jedes Mal erneut schrecklich zu lesen, denn es gelingt einem einfach nicht, sich auf diese Grausamkeiten innerlich vorzubereiten.

Erst als Eleanor während eines Konzerts einen Musiker auf der Bühne sieht, der sie verzaubert, scheint sie sich ihrer Einsamkeit bewusst zu werden. Aus dieser versucht sie nun zu entfliehen, um das Herz ihres Angebeteten zu gewinnen. Ihre ersten Schritte aus dem Schneckenhaus sind eine neue Kleidung, eine neue Frisur und Make-Up, um die Narben in ihrem Gesicht zu bedecken.

Zunehmend knüpft Eleanor trotz oder vielleicht auch gerade aufgrund ihrer herrlich schrulligen Art Kontakte, wobei sie sich mit dem offenherzigen Raymond nach anfänglicher Ablehnung ihrerseits besonders gut versteht. Denn er begegnet ihr ohne Vorurteile und zeigt echtes Interesse an ihrem Leben und Wohlbefinden, was absolutes Neuland für die bisher sehr zurückgezogen lebende Eleanor ist.

Fazit

„Ich, Eleanor Oliphant“ ist ein ganz besonderes Buch über Freundschaft und die wichtigen Dinge im Leben, das mit skurrilem britischen Humor sowie einzigartigen Charakteren punktet.


ICH, ELEANOR OLIPHANT

Autorin: Gail Honeyman
Originaltitel: Eleanor Oliphant is Completely Fine
Übersetzung: Alexandra Kranefeld
Seitenzahl: 528
Erschienen: 24.04.2017
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 978-3-431-03978-8
Preis: 20,00 €


Herzlichen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Kathiduck

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2 Comments

  • Reply Blumiges Bücherparadies 20. Juli 2017 at 20:49

    Hi Kathi 🙂
    das Buch klingt wirklich facettenreich und unterhaltsam zugleich. Irgendwie habe ich das Gefühl das Buch unbedingt lesen zu müssen, weil es mich verwundert und ich mehr darüber wissen will. Deshalb ist es eine wunderbar geschriebene Rezension deinerseits 😛

    Herzliche Grüße
    Blue

    • Reply Lesendes Federvieh 21. Juli 2017 at 9:24

      Huhu Blue,

      genau so ging es mir auch, der Klappentext gibt eigentlich kaum Auskunft über das Buch an sich und wenn man es dann gelesen hat stellt man auch fest, dass es gar nicht möglich ist, dieses Buch auf nur so wenige Worte zu begrenzen. 🙂

      Allerliebste Grüße
      Kathi

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