Rezension

Junge mit schwarzem Hahn | Stefanie vor Schulte

25. August 2021
Junge mit schwarzem Hahn

Inhalt

Außer der Kleidung, die er am Leib trägt, und seinem treuen Freund und Begleiter, dem schwarzen Hahn, besitzt der mittellose elfjährige Martin nichts. Er ist ein ungewöhnlicher Junge, klug wie liebenswürdig und ausgesprochen hilfsbereit, womit er bei den einfältigen Dorfbewohnern aneckt, die ihm das Leben schwermachen. Als ein Maler in das Dorf kommt, um Kirchengemälde zu restaurieren, beschließt Martin mit ihm in die Welt zu ziehen und seiner Bestimmung zu folgen.

Erster Satz

Als der Maler kommt, um ein Altarbild für die Kirche zu fertigen, weiß Martin, dass er am Ende des Winters mit ihm fortgehen wird.

Neugierig geworden durch den ungewöhnlichen Titel wurde ich von diesem kleinen, feinen Debütroman von den ersten Zeilen an mit voller Wucht in einen wunderbar klugen und absolut lesenswerten Roman hineinkatapultiert, der für mich Jahreshighlightpotenzial hat.

Stefanie vor Schulte erschafft von Beginn an eine geradezu unheimliche, schaurige Stimmung, die bis zum Ende hin eine grandiose Spannung und fulminante Sogwirkung entfaltet. In dieser atmosphärischen Dichte verfängt man sich in einem Kokon aus beklemmender Finsternis, düsterem Aberglauben, Ungerechtigkeiten, Armut und Tyrannei überall wohin das Auge reicht. Gleichermaßen sticht der Titelheld durch diese Dunkelheit umso strahlender heraus und man wird Zeuge von berührender Loyalität, unerschütterliches Urvertrauen in das Gute, Mut sowie Mitgefühl.

In Gestalt des schwarzen Hahnes findet sich eine weitere, nicht minder faszinierende Hauptfigur, welche für mich einerseits das Gewissen symbolisiert, andererseits aber auch den beschwerlichen Weg, den ein jeder zu gehen hat.

Obgleich die Erzählung in düsterer, längst vergangener Zeit angesiedelt ist, so gehören weder die betäubende Dummheit noch der beißende Eigennutz der Vergangenheit an. Mit wenigen Worten, treffenden Beschreibungen und feinen Andeutungen sind es genau jene messerscharf skizzierten Charaktere, die ein eindringliches Spiegelbild unserer Gesellschaft zeigt und jede Menge Input zur Meinungsbildung liefert.

Schon alleine wegen dieses angenehmen, lockeren und doch so intensiven Erzählstils mochte ich diesen Roman so gerne. Denn in jedem einzelnen Satz stecken so viele kleine Dinge, über die man schmunzeln, nachdenken oder die man einfach setzen lassen muss.

Fazit

„Junge mit schwarzem Hahn“ ist eine großartige Lektüre, um einmal darüber nachzudenken, wie wichtig Empathiefähigkeit im Leben ist. Stefanie vor Schulte hat sich viele Gedanken gemacht und heraus kam dieser eindrucksvolle, absolut lesenswerte Debütroman, der bisher ganz klar zu meinen Jahreshighlights 2021 zählt.


JUNGE MIT SCHWARZEM HAHN

Autorin: Stefanie vor Schulte
Seitenzahl: 224
Erschienen: 25.08.2021
Verlag: Diogenes
ISBN: 978-3-257-07166-5
Preis: 22,00 €


Herzlichen Dank an den Diogenes Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Zwerghuhn

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2 Comments

  • Reply Livia 30. August 2021 at 9:29

    Hallo liebes Zwerghuhn

    Das buch habe ich mir auch schon näher angesehen und es war ja klar, dass ein Buch mit einem Hahn sehr gut zu euch passt 😉

    Aber Scherz beiseite: was du zum Buch schreibst klingt wirklich super, spannend, vielschichtig, eindringlich erzählt… Das passt, das gefällt mir und das Buch steht nun auf meiner Wunschliste.

    Alles Liebe
    Livia

    • Reply Lesendes Federvieh 18. September 2021 at 19:41

      Liebe Livia,

      haha natürlich! Der Hahn war das einzige Kriterium, wieso ich das Buch überhaupt erst in die Hand genommen habe! *lach*

      Ich kann dir nur eins raten: Lies dieses Buch und zwar ganz bald! Für mich gehört es dieses Jahr definitiv zu den Jahreshighlights und hätte auch ein Plätzchen auf der Longlist für den diesjährigen Buchpreis verdient gehabt. 🙂

      Allerliebste Grüße,
      Das Zwerghuhn

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